Interessante Geschichte, leider nicht so stark wie sie sein könnte

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ellus Avatar

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Frauen, die sich mit Besatzungssoldaten eingelassen haben, hatten in allen Ländern ein schwieriges Schicksal, so auch die Norwegerin Tekla, die sich im Zweiten Weltkrieg in den deutschen Soldaten Otto verliebt, ihn heiratet und ihm nach Deutschland folgt. Dass dieser Roman in Norwegen jahrelang auf den Bestsellerlisten stand, überrascht mich nicht, die gesellschaftliche Aufarbeitung des Umgangs mit diesen Frauen und auch ihren Kindern ist ja ein andauerndes Thema. Die Beschäftigung damit in Deutschland ist bei diesem Teil der deutsch-norwegischen Geschichte nur folgerichtig. Während die Schicksale der Deutschenmädchen in Norwegen für mich tatsächlich kein unbekanntes Kapitel der Geschichte waren, wusste ich von den Ereignissen in Demmin 1945 wirklich noch nichts.

Die verknüpften Handlungsstränge von Großmutter und Enkelin, Vergangenheit und Gegenwart zeigen, wie Familiengeheimnisse und nicht überwältigte, verschwiegene Traumata von Generation zu Generation nachwirken und das Leben und die Beziehungen von Menschen beeinflussen.

Ich kann noch nicht genau sagen warum, aber mich hat die Geschichte nicht so bewegt, wie ich das bei der Thematik erwartet hätte. Es war gut wegzulesen und historisch interessant, aber mir hat einiges an Tiefe gefehlt. Junis Geschichte wirkt im Vergleich zu Teklas Leben eher flach und recht klischeemäßig abgehandelt, ich denke mir hätte ein tieferer Einblick in Teklas Erfahrung und Wahrnehmung, eine längere Begleitung auf ihrem Lebensweg mehr gegeben.