Regen als Applaus des Lebens

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botte05 Avatar

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Nach dem Tode ihrer Mutter Lilla kehrt Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurück. Beim Aufräumen und Sichten der Hinterlassenschaften findet sie ein bislang unbekanntes Foto, welches ihre Großmutter Tekla mit einem deutschen Soldaten zeigt. Dieser Fund weckt in Juni den Wunsch, die Geschichte hinter diesem Bild herauszufinden.

„Als Großmutter im Regen tanzte“ erzählt parallel die Geschichten von Juni und Tekla. Letztlich ist es die Geschichte beider bzw. aller drei Frauen, wenn man Lilla, Teklas Tochter sowie Junis Mutter, mit einbezieht. Es heißt ja, dass es wichtig sei, die eigenen Wurzeln zu kennen, was Juni in diesem Buch beflügelt.

Insbesondere der Lebensweg von Tekla ist aufgrund der Umstände zur Zeit des zweiten Weltkriegs keine leichte Kost. Die Lage in Deutschland und insbesondere in der ostdeutschen Stadt Demmin damals und heute erscheint mir sehr gut recherchiert und eröffnet auch mir neue Erkenntnisse über das Leben damals im russischen Sektor.
Trude Teige erzählt die Geschehnisse mit dem gebotenen Ernst, scheut auch vor Brutalität nicht zurück. Und trotzdem schafft sie für mich als Leser Rückzugsorte, welche mit einer scheinbaren Leichtigkeit die Schwere eines Lebens während der Nachkriegszeit reduziert.

Dieses Buch ist Fiktion. Bei ihren umfangreichen Recherchen traf Frau Teige auf eine Zeitzeugin, deren Berichte mit in diesen Roman eingeflossen sind. Für mich ist dieses Buch eine Aufarbeitung bis dato unbekannter deutsch-norwegischer Geschichte, ein Zeitzeugnis und ein schönes, gefühlvolles Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe.


Trude Teige, Als Großmutter im Regen tanzte, Roman, eBook, Fischer Verlag, 16,99 €, 384 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 22.02.2023