Sich dem Leben tanzend wieder öffnen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
pink Avatar

Von

„Als Großmutter im Regen tanzte“ ist ein bewegender Roman dreier Generationen norwegischer Frauen, in dem deutlich wird, wie die Vergangenheit, selbst wenn sie uns nicht bekannt ist, bis in die Gegenwart hinein prägt.
Juni kehrt nach dem Tod ihrer Mutter Lilla in das Haus der Großeltern auf eine kleine norwegische Insel zurück. Sie ist ihrem Ehemann davongelaufen und will ihre Ruhe haben. Beim Aufräumen entdeckt sie ein Foto ihrer Großmutter mit einem deutschen Soldaten.
Wer ist dieser Mann, war er der Vater ihrer Mutter Lilla, die ebenso wenig wie sie selber von ihrer Mutter erfahren hat, wer ihr Vater ist. Irgendetwas wurde in der Familie verschwiegen.
Und sie entdeckt dunkle Bilder ihrer Großmutter Tekla, die ansonsten immer in bunten Farben malte.
Mit ihrem neuen Nachbarn Georg macht sie sich auf Spurensuche und reist dabei auch nach Deutschland.
Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt, aus der Sicht von Tekla die historischen Zusammenhänge und die Gegenwart und Suche nach Spuren aus Sicht der Enkelin.
Tekla war im Krieg ein „Deutschenmädchen“, das sich in einen deutschen Soldaten verliebte und mit ihm Norwegen verlassen hat, wobei ihr der norwegische Pass abgeholt wurde. Sie liebt Otto und er will mit ihr auf dem Gut seiner Familie in Ostdeutschland leben.
Geschockt erreichen sie nach einiger Zeit in einem Lager seine Heimat, wo alles in Schutt und Asche liegt, und auf dem Gut leben russische Besatzer, mit denen sie sich für erste arrangieren. Aber dann wollen sie fliehen, doch es kommt anders als geplant und wir erfahren als Leser, was sich 1945 in dem kleinen Ort Demmin zugetragen.
Trude Teige verschweigt nicht die schrecklichen Greuel, aber wohl dosiert, sie schreibt sehr einfühlsam und entlang der gut recherchieren historischen Geschichte der Menschen, dieSchlimmes im Krieg ertragen habe. Nicht alle konnten damit leben, aber Tekla hat mit der Hilfe von Freunden und hilfsbereiten Menschen zwei Jahre in Deutschland gemeistert, bevor sie nach Norwegen zurückgekehrt ist.
Juni entdeckt nach und nach die Geschichte der Großmutter und bekommt eine Ahnung, warum ihre eigene Mutter unglücklich und verhärtet war. Ihr Großvater hat ihr noch auf eine Cassette die letzten Lücken hinterlassen, weil das Schweigen nicht alleine die Lösung sein kann. Nach und nach kann nun auch Frieden in ihr selbst entstehen.
Ein wunderbarer und sehr bewegender Generationenroman, den ich allen ans Herz legen mag, die dieses Kapitel norwegischer und auch deutscher Geschichte verstehen wollen, zugleich ein Roman über die Kraft zum Überleben, zum Leben, und wenn es im Regen tanzend ist.