Die Freiheit der Entscheidung

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europeantravelgirl Avatar

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Ist es eine Anomalie des Schicksals? Immer wenn Daphne einen Mann kennenlernt, findet sie einen Zettel mit dessen Namen und einer Zeitangabe darauf. Und stets zeigt sich auf wundersame Weise, dass dies der Zeitraum ist, den die beiden zusammen sein werden. Doch plötzlich taucht ein Zettel auf. Mit dem Namen Jake. Ohne Zeitangabe. Ist er der Mann für immer? Und was bedeutet eigentlich für immer?

Es war mein dritter Roman von Rebecca Serle, und dieser wirft uns in die Welt der pink-orangefarbenen Sonnenuntergänge von Los Angeles. Diese wunderschöne und zugleich melancholische Stimmung zog sich wie ein roter, Verzeihung pink-orangefarbener Faden durch die Handlung, und für mich war diese besondere Atmosphäre der Farbteppich, auf den die eigentliche Geschichte gemalt war. In deren Mittelpunkt steht Daphne. Und ja, eine Anomalie bestimmt ihr Leben. Das wäre dann auch schon der Dreh- und Angelpunkt aller Fragen in diesem Roman:

Wovon lasse ich mein Leben bestimmen oder bestimme ich über mein Leben im Rahmen meiner Möglichkeiten selbst?

Beim Lesen habe ich mir die Frage gestellt, ob die Zettel, die Daphnes Beziehungen und vor allem deren Dauer auf wundersame Weise vorhersagen, nicht vielleicht ein Beispiel für self-fulfilling prophecy sind? Wird Daphnes Verhalten in Bewertung, Akzeptanz und Toleranz beeinflusst durch die vorgegebene Haltbarkeitsdauer einer Beziehung? Hätte sie sich ohne das Wissen um das Ende der jeweiligen Beziehung in einzelnen Situationen vielleicht anders verhalten? Legt sie vielleicht mehr Toleranz an den Tag, weil sie fest vom Fortbestand ausgeht, während sie sich in anderen Situationen noch nicht einmal bemüht, weil der auf dem Zettel angekündigte Zeitraum abgelaufen ist? Für mich ein wahnsinnig spannendes Gedankenspiel. Aber Rebecca Serle ist immer für eine Überraschung und einen emotionalen Impact gut und daher werden wir am Ende erfahren, warum Daphne glaubte, niemals Entscheidungen treffen zu dürfen, und dass sie aber genau das darf und muss.

„Doch wenn man vom Leben überrascht wird, dann ist das kein Verlieren, es ist das Leben. Es ist chaotisch und unbequem und kompliziert und schön. Es ist das Leben, alles davon. Man kann nur etwas falsch machen, wenn man sich weigert, mitzuspielen.“