Zwischen Schicksal und Selbstbestimmung

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birdies_buecherwelt Avatar

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Stell dir vor, du wüsstest von Anfang an, wie lange eine Beziehung dauert - würdest du dich trotzdem darauf einlassen? Daphne erhält seit ihrer Jugend auf mysteriöse Weise kleine Zettel mit einem Namen und einer Zahl - Hinweise auf kommende Beziehungen und deren Dauer. Mal sind es nur Tage, mal Wochen oder Monate. Doch als sie eines Abends den Namen Jake ganz ohne Zeitangabe auf dem Zettel findet, gerät ihre Welt gehörig ins Wanken - ist er der Richtige?
Rebecca Serle hat es wieder geschafft: Ihr magischer Realismus hat mich fasziniert, die Plot-Twists haben mich überrascht, berührt - und ja, da flossen am Ende auch wieder Tränchen. Der Schreibstil ist sehr angenehm, man fliegt nur so durch die Seiten. Mit Daphne hat sie eine Figur erschaffen, die genau die richtigen Knöpfe bei mir gedrückt hat. Selten habe ich mich so sehr mit einer Protagonistin identifiziert. Ihre Gedanken und ihr emotionaler Konflikt waren so nachvollziehbar, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Die Handlung zieht sich stellenweise ein wenig, aber das ist kaum spürbar - und darüber sehe ich auch gerne hinweg. Der bereits erwähnte magische Realismus verknüpft die Geschichte auf ganz feine Weise mit psychologischen Fragen: Wie viel investiert man in eine Beziehung, wenn man von Anfang an weiß, wann sie endet? Was macht das mit Nähe, mit Vertrauen, mit Hoffnung und Erwartungen? Genau diese Gedanken beschäftigen mich auch über das Ende des Buches hinaus. Okay, ich gebe zu: Das Ende habe ich ganz grob erahnt. Aber das schmälert das Leseerlebnis kein bisschen - im Gegenteil. Es war stimmig, emotional und einfach genau richtig.
Ein wunderschöner, kluger und bittersüßer Roman, den ich von Herzen gerne empfehle.