Gekappte Wurzeln

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dicketilla Avatar

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Schon allein das Cover berührte mich schon sehr. Und ich muss gestehen, dass es einer der Auslöser war, dieses Buch zu lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ein altes samisches Paar lebt etwas abgeschottet oben am Berg in einem verfallenden Haus. Beide wurden einst zwangsumgesiedelt, und die Verbundenheit und der Verlust ihrer alten Heimat wird stets sichtbar. Mariddja, schon weit über 80, hat soeben ihre Krebsdiagnose bekommen. Auf keinen Fall möchte sie, dass ihr Mann Biera davon erfährt, der sich durch seine Demenz bereits in seiner vergangenen Welt befindet, jedoch trotzdem Veränderungen an seiner Frau bemerkt. Einst hatten sie den Sohn von Bieras kleinen Schwester bei sich, die keinen Platz für ihn in ihrem Leben sah. Doch diese innige Bindung zu dem Kind wurde je zerstört, und das Paar litt ihr Leben lang unter dieser Trennung. Jetzt möchte Mariddja ihn unbedingt noch einmal sehen, bevor der Krebs ihr Leben beendet. Einzige Vertraute ist Siri, die Stimme aus dem komischen Telefonapparat.

Im zweiten Erzählstrang begegnet uns das Ärztepaar Kay und Mimmi, die gerade vom Süden in den Norden umgezogen sind. Kays Mutter war verstorben, und so fand er in ihrem Nachlass allerhand samische Volkskunst, was ihn sehr verwundert zurücklässt.

Beide Handlungen werden im Wechsel erzählt, und man fragt sich, wie diese zusammen hängen. Zwei unterschiedliche Leben, eines durch die Vergangenheit geprägt, und ein anderes mit der Zukunft beschäftigt. Doch beide Geschichten fesseln durch ihre Erzählweise, die dem Leser mit viel Gefühl, aber auch humorvollen Einlagen erzählt wird. Besonders die Kommunikation zwischen Siri und Mariddja war oft sehr amüsant.

Es ist eine Geschichte über ein samisches Volk, die einst durch die Verschiebung der Grenze zwischen Norwegen und Schweden umgesiedelt, von ihren Familien getrennt, dem Volk dadurch tiefe Wunden beigefügt wurden.

Tina Harnesk entstammt selbst diesem indigenem Volk der Samen, und ist stets bemüht deren Erzählungen weiterzuvermitteln. Eine über Jahrhunderte alte Tradition. Ihr Debütroman gibt schon einmal einen guten Einblick, und lässt Vorurteile durchblicken, die es gilt zu beseitigen. Eine wunderschöne Geschichte, die ich empfehlen kann.

"Ein Buch, das wärmt wie doppelte Wollhandschuhe in der arktischen Kälte." ein Zitat von Aftonbladet Söndag