Auf der Suche nach Heimat

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strickleserl Avatar

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Behzad Karim Khani lebt schon fast sein ganzes Leben in Deutschland, ist aber dennoch Iraner geblieben. Schmerzhafte Kindheitserfahrungen, das Aufwachsen in einem von Gewalt und Kriminalität geprägten Stadtteil und das Miterleben der Herabsetzungen seiner gebildeten Eltern, nur weil sie Ausländer sind – all dies lässt den Autor fragen, ob Heimat vielleicht woanders ist als an seinem Wohnort.

In diesem autobiographischen Buch beschreibt er seine Kindheit und Jugend. Er schreibt über die Unterschiede zwischen seiner ursprünglichen Heimat Iran und seinem Gastland Deutschland, zum Beispiel was Gastfreundschaft betrifft. So ist es unfassbar für ihn und seine Eltern, dass das Wort „Gast“ in Deutschland jemanden beschreibt, der eigentlich unerwünscht ist und nur geduldet wird. Denn in seinem Ursprungsland wird ein Gast nach Strich und Faden verwöhnt.

Seine Eltern sind Intellektuelle, doch sie werden in der neuen Heimat nicht mit Respekt behandelt. Auch Behzad erlebt Demütigungen, weil er die neue Sprache nicht gleich kann, weil er nicht weiß, was sich in Deutschland gehört, einfach weil er ein Ausländer ist.

In der Jugend finden er und seine Freunde Wege sich aufzubegehren, doch das bringt für manche eine Gefängnisstrafe, für andere gar den Tod. Irgendwann wird Behzad klar, dass er weg muss, um woanders neu anzufangen.

Dieses ehrliche Buch gibt einen guten Einblick in das Erleben von Migranten in Deutschland. Beim Lesen wird es nachvollziehbar, warum für viele Kriminalität eine denkbare Lösung für ihre Probleme ist. Die Sprache ist mal poetisch, mal grob. Kurze, ungeschönte Abschnitte beschreiben Szenen aus der Kindheit und Jugend des Autors. Es ist auch recht viel von Gewalt die Rede, sowohl verbal als auch körperlich – für mich persönlich zu viel, doch ich verstehe, dass das die Erfahrungen des Autors sind.

Fazit: Ein schonungslos ehrlicher Bericht über das Aufwachsen in einem fremden Land, in dem man das Gefühl hat, unerwünscht zu sein. Empfehlenswert!