Die Poesie der Grausamkeit

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maluli Avatar

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Ich hätte das Buch beinahe ignoriert, wenn ich nicht am Namen des Autors hängen geblieben wäre, dessen Roman "Hund, Wolf, Schakal" ein erzählerisches Ereignis für mich war. Umso höher waren nun die Erwartungen an den Nachfolger, dessen Klappentext eine ähnliche Mischung aus Poesie und kruder Gewalt vermuten lässt. Und tatsächlich: Poesie und Gewalt lassen nicht lange auf sich warten. Behzad Karim Khanis Worte sind so hart und wunderschön zugleich, dass es beim Lesen schmerzt und man auf keinen Fall damit aufhören kann.
Wer wie ich als migrantische Person in einer Großstadt der frühen 90er Jahre aufgewachsen ist, fühlt den Roman sofort in allen Poren seines Körpers.
Nacheinander flackern unterschiedliche Szenen aus dem Leben des Protagonisten auf, der mit seiner iranischen Familie in einem migrantischen Viertel im Ruhrgebiet aufwächst, erwachsen wird und diesen Ort schließlich verlässt.
Rezas Eltern sind beide Akademiker. In Deutschland beginnt die Mutter ein neues Studium, der Vater verdient das Geld als Taxifahrer und Kioskverkäufer und haut in seiner Freizeit zu jedem Thema die passenden Aphorismen raus. Die Eltern lesen sich durch den deutschen Kanon von Goethe bis Adorno und bleiben für die Mehrheitsgesellschaft doch nur Ausländer, ohne dabei je ihren Stolz und ihre bedingungslose Liebe zu ihrem Sohn zu verlieren.
Sanft, nicht so actionreich wie sein Vorgänger kommt dieses Buch daher. Für mich stecken in "Als wir Schwäne waren" noch mehr universelle Wahrheit und Identifikationspotential. Ich habe dieses poetisch-philosophische Buch geliebt und kann es wirklich uneingeschränkt jedem Menschen zur Lektüre ans Herz legen.