Große Fragen literarisch intelligent verpackt

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carl.a Avatar

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Ist der Schwan ein Zugvogel oder nicht, das ist irgendwie eine Schlüsselfrage, die dem Roman von Behzad Karim Khani wohl seinen Titel gegeben hat: Als wir Schwäne waren. Der Vater des Protagonisten des Romans behauptet dabei in einer kleinen Randgeschichte, die in der alten Heimat Iran spielt: Das der Schwan ein Zugvogel sei. Nach der Migration im Alter von 10 Jahren merkt er aber, dass Schwäne Ortsfest sind, nicht migrieren und wandern. Die offene Frage, die ich hinter der Feststellung sehe, ist: Soll das für uns Menschen vielleicht auch gelten? Können wir in der Fremde eine neue Heimat finden oder nicht? Was ist eigentlich Heimat?
Philosophisch gut durchdrungen reflektiert Behzad Karim Khani sein Erleben als Migrant aus dem Iran im Ruhrgebiet. Dabei ist es auf jeden Fall mehr als noch so ein Einwanderungserfahrungsbericht. Geschickt spinnt er in seine Erzählstränge über seine harte Kindheit im Pott gut recherchierte Details aus den 90er Jahren in Deutschland: C64 und Kabelfernsehen, Zottwerbung. Behzad Karim Khani gelingt das alles auf sehr intelligente Weise mit seiner Einwanderperspektive zu beleuchten und zu hinterfragen und in ein neues Licht zu stellen, so dass es Lust auf mehr macht, auch wenn es nicht wirklich ein happy end für ihn und seine Familie in Deutschland gibt.