Reflexionen über das Ankommen

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Manchmal ist es die Handlung eines Romanes, die mich zum Lesen antreibt, manchmal ist es die Sprache, die ausschlaggebend für das Weiterlesen ist. Im neuen Roman „Als wir Schwäne waren" von Behzad Karim Khani stimmt einfach alles!

Die Geschichte wird aus der Perspektive des jugendlichen Ich-Erzählers Reza vorgetragen, der mit seinen Eltern aus dem Iran geflohen ist. Sie erzählt vom Versuch in der neuen Heimat, dem Ruhrgebiet der 90er Jahre, anzukommen und allen damit verbundenen Herausforderungen zu trotzen, zum Beispiel der Nichtanerkennung der Abschlüsse seiner Eltern oder der Konfrontation mit der sozialen Ungleichheit. Rezas Gefühl der Fremdheit und seine erfahrene Ablehnung im neuen Land finden schließlich seinen Ausdruck in Wut und Gewalt.

Episodisch erzählend nähert sich dabei der Roman den Themen Familie, Zugehörigkeit, Suche nach Anerkennung und kultureller Identität.
Der Autor richtet seinen Blick klug und treffsicher auf schmerzbehaftete, eindringliche Alltagsmomente, die er sprachlich wunderbar komponiert. Khanis Tonalität ist meiner Meinung nach fast poetisch und überzeugte mich durch eine reduzierte Sprache und durch mich immer wieder innehalten lassende Bilder. Dieser Roman steht in seiner Wortgewaltigkeit, seiner Intensität und seinen Reflexionen in nichts Khanis Debütroman nach.
Er verdient viele Leser*innen!