Sehr eindrücklich

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
cynthiam Avatar

Von

Behzad Karim Khani war bereits mit seinem letzten Buch in aller Munde und nun legt er nach. Auch in diesem Buch geht es wieder um Flucht und ums Ankommen, Fremdsein und Integration, Identitätssuche zwischen Hoffnung und Frust und darüber, unter widrigen Umständen erwachsen zu werden. Gemessen an der Vita des Autors fragt man sich als Leser unwillkürlich, wie viel von ihm selbst in seinem Protagonisten steckt und ob dieser Roman autobiografische Elemente enthält.

Zum Inhalt: Mit nur zehn Jahren flieht ein Junge mit seiner Familie vom Iran nach Deutschland- in eine Bochumer Plattenbausiedlung. Die Abschlüsse der Eltern werden nicht anerkannt, aber sie sind stolz, seine Mutter studiert, während sein Vater Taxi fährt. Dazwischen ein Junge, der in der Gewalt der Siedlung groß wird und seinen Platz sucht an einem Ort, an dem er eigentlich nicht sein will.

Die kurzen, sprung- und episodenhaften Kapitel waren für mich erstmal gewöhnungsbedürftig, gleichzeitig aber total eindrücklich, einfach weil sie sehr echt wirken. Hier wird nichts ausgeschmückt oder geschönt, in klaren, pointierten Worten werden die Erlebnisse und Eindrücke des Protagonisten wiedergegeben.

Neben dem Abrutschen des Protagonisten in eine Szene aus Gewalt, Drogen und halbseidenen Geschäften geht es auch viel um Freundschaft, Familie, Identität und Verlust. Das sind Themen, mit denen vermutlich jeder sich identifizieren kann und die den Protagonisten nahbar und verletzlich machen und im Gegensatz zu seiner nach außen hin getragenen Wut stehen, die zwar eine Berechtigung hat aber nicht wirklich zielgerichtet ist. Und trotzdem bereitet vermutlich genau sie ihm seinem Weg raus aus der Plattenbausiedlung.

Ich habe dieses Buch gern gelesen, es ist auf eine schroffe Art berührend, eine Verkettung unangenehmer Wahrheiten, die man gerne verdrängt. Es ist ein Buch das wach rüttelt, nachdenklich stimmt und auch nach einem Ende noch nachhallt.