Absolute Leseempfehlung

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Vor der Kulisse des Mauerfalls am 9.11.89 wird Alex quasi in Olivers Arme gespült und sofort scheint für beide alles klar zu sein – Liebe auf den ersten Blick. Ohne viele Worte verbringen die beiden diese historische Nacht in Olivers Wohnung. Doch das erste Treffen mit Alexs „Momi“ (Oma, die sie wie eine Mutter aufgezogen hat) verläuft nicht wie erwartet. Bei Olivers Anblick verfällt sie in größte Hysterie und wird schließlich ins Krankenhaus eingeliefert. Sie muss Alex schließlich die Geschichte ihres Lebens und ihrer großen Liebe erzählen, damit sie endlich zur Ruhe kommen kann. Die beginnt der in einem Strandbad in Berlin Wannsee des Jahres 1912. Der Sommer geht langsam zu Ende und die 16-jährige Paula schwärmt heimlich für Clemens, der sich bei den „Sozis“ für mehr Gerechtigkeit stark machen will. Sie bilden einen bunt gemischten Freundeskreis mit ihrem Bruder Manfred, Harry und seiner jüdischen Familie und vielen weiteren Weggefährten. Sie alle haben Träume und Hoffnungen für die Zukunft, die durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs und die darauf folgende politische Lage, auf eine harte Probe gestellt werden…

Es ist im Moment ja sehr in Mode, einen Roman mit einen Rahmenhandlung in der Gegenwart und einem „Geheimnis“ in der Lebensgeschichte der Mutter/Oma in der Vergangenheit auszustatten, das dann aufgedeckt wird. Auch Charlotte Roth nutzt diese Art der Erzählung, allerdings für meinen Geschmack mit viel mehr Geschick und Sinn dahinter. Der 9. November zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch und verbindet die beiden Zeitebenen wunderbar.
Ich glaube über den 2. Weltkrieg und die Nazis weiß heute (hoffentlich…) jeder etwas, aber ich muss zugeben, beim 1. Weltkrieg und der Zeit davor und danach klaffen doch einige Lücken bei mir. Charlotte Roth konnte einen Teil davon gut füllen. Sicher, „Als wir unsterblich waren“ ist ein Roman und kein Sachbuch, aber die trockenen Fakten hat sie einfach gut mir Emotionen und Gefühlen aufleben lassen. Die große Hoffnung und dann auch die große Enttäuschung der Menschen ist für mich sehr nachvollziehbar gewesen. Durch die unterschiedlichen Charaktäre des Romans wurden viele verschiedene Einstellungen und Lebensumstände und der Einfluss der Zeit auf diese dargestellt. Man merkt einfach wie viel Recherche und Herzblut in diesem Buch steckt. Ich mag es sehr und möchte es jedem Leser ans Herz legen!