Als wir unsterblich waren

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Die Idee zu diesem Buch fand ich grundsätzlich total gut. Das Leben von zwei Frauen in zwei unterschiedlichen Epochen zu beschreiben schien interessant zu sein. Die Wechsel zwischen den beiden Epochen sind sehr gut gemacht, es kommt immer ein Satz, der zu beiden Teilen passt. Originell. Aber zwischendurch beim Lesen habe ich mich mehrmals gefragt, wo ich da eigentlich gelandet bin, im Rosamunde-Pilcher-Kitsch? Die Sprache der Autorin ist – auch wenn sie sich im Jahr 1989 bewegt – total altbacken. So redet kein Mensch und die Zeiten, in denen Hedwig Courts-Maler bewundert wurde, sind auch vorbei. Die Autorin lässt ihre Protagonisten fast schon predigen, man kommt sich vor wie im Theater oder wie in der Schule, so klingen die Mono- und Dialoge teilweise, als wären sie aus dem Geschichtsbuch der 7. Klasse abgeschrieben. Manchmal holpert die Erzählung ziemlich, sie fließt nicht. Die Handlung ist oft vorhersehbar. Die Dialoge sind nicht ausgefeilt. Die Autorin hat 575 Seiten zur Verfügung, um ihre Geschichte zu erzählen und hetzt trotzdem durchs Buch. Zwar versteht sie es, Ihre Protagonisten, deren Lebensumstände und Ideale zu beschreiben, aber sie betreibt viel zu viel Schwarz-Weiß-Malerei. Die Guten sind ganz gut, die Bösen sind ganz böse und es ist völlig klar, wer wohin gehört. Das ist mir zu wenig differenziert, so ist die Welt nicht. Lediglich in die Figur der Stefanie versucht die Autorin etwas mehr hineinzubringen, was auch nicht so recht gelingt und schon gar nicht für das ganze Buch reicht. Der Schwerpunkt der Erzählung liegt eindeutig in der Vergangenheit, die Gegenwart dient nur als Staffage, um erstere aufzuarbeiten. Die zweite Protagonistin verblasst im Laufe der Erzählung mehr und mehr, was auch nicht schlimm ist, denn sie steht ohnehin im Schatten ihrer Großmutter und fehlt in der Dramaturgie nicht weiter. Man hätte die Ereignisse im Jahr 1989 besser entwickeln oder einfach weglassen sollen. Insgesamt eine tolle Idee, die Umsetzung ist allerdings nicht gelungen, das hätte man besser machen können.