Gefühlvoll und ergreifend!

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Eine starke Frau, nein, es sind mehrere starke Frauen, von denen hier berichtet wird. Es beginnt mit der Maueröffnung im November 1989 – ein Ereignis, das Alexandra, die Enkelin der Protagonistin, aus ihrem Tiefschlaf langsam erwachen lässt. Sie lebt bei ihrer Großmutter Momi, und sie bekommt von der Welt um sie herum nicht sehr viel mit. Ihre Familiengeschichte kennt sie nicht, und sie ist auch nicht interessiert daran. Ihre Mutter ist sehr früh gestorben, ihren Vater kennt sie nicht, und Momi redet nicht darüber. Das wird sich ändern. Neben den Ereignissen Ende 89 wird die Geschichte von Paula erzählt, die 1912 beginnt. Paula ist sechzehn und hoffnungslos verliebt in Clemens, den charismatischen SPD-Mann aus wohlhabender Familie. Ein Freundeskreis trifft sich jeden Sommer am Wannsee zum Baden und Kaffeetrinken mit Bienenstich. Die SPD erfährt viel Zuspruch, man wird Mitglied, man arbeitet für die Partei, und man verehrt August Bebel. Clemens, der auch ein Auge auf Paula geworfen hat, obwohl er noch mit einer anderen verbändelt ist, setzt sich stark für die Arbeiterrechte ein. Viele in der SPD sehen das misstrauisch, da er ja aus einem reichen Elternhaus kommt. Doch Clemens versteht es, Menschen zu überzeugen. Das alles spielt am Vorabend des ersten Weltkrieges, der Leser bekommt einen Eindruck davon, wie die Menschen das damals erlebt haben. Die Autorin beschreibt die politischen Ereignisse und die zwischenmenschlichen Beziehungen im Licht des Geschehens. Dabei springt sie immer mal wieder zu dem Geschehen im Jahr 1989, das ebenfalls interessante Wendungen aufweist. Relativ schnell wird dem Leser klar, dass es sich bei der Momi von Alexandra um eben jene Paula handelt, die von den tragischen Ereignissen der Vergangenheit gezeichnet ist, und die das gern verdrängen möchte. Das diese starke Kämpferin am Ende doch noch ihren Frieden findet, ist das Verdienst von Alexandra und Oliver. Ein wunderbares Buch, wie ich fand, in dem viele interessante Figuren auftauchen. Persönlich hat mich neben den Hauptfiguren der Kutte besonders angesprochen mit seiner „Berliner Schnauze“ und dem Herz am rechten Fleck. Meine Empfehlung: unbedingt lesen, nicht nur als Frau!