Roman mit Tiefgang

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waterlilly Avatar

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Die Waise Alexandra wuchs bei ihrer Oma in Ostberlin auf. Das Leben hat die Großmutter, genannt Momi, bitter werden lassen, zuviele Träume sind zerbrochen, doch darüber redet sie mit ihrer Enkelin nicht. Als die Mauer fällt bricht Alexandra zum ersten Mal aus ihren gewohnten Bahnen aus. In der selben Nacht trifft sie auf Oliver – es ist Liebe auf den ersten Blick – und ihr ganzes Leben steht plötzlich auf dem Kopf. Als Momi jedoch auf den jungen Mann trifft, reagiert sie alles andere als erfreut. Aus unerfindlichen Gründen scheint sie ihn zu kennen.

Parallel dazu erzählt die Autorin die Geschichte von Paula, beginnend im Jahr 1912. Bereits mit 17 Jahren hat Paula große Ziele. Sie möchte ihrem Vorbild Rosa Luxemburg nacheifern und für Verbesserungen in der Gesellschaft kämpfen. Am liebsten verbringt sie ihre Zeit mit den Freunden ihres älteren Bruders Manfred. Diese sind politisch engagiert und Mitglieder der neu gegründeten SPD. Der Star der Clique ist Clemens Kamphausen, ein begnadeter Redner, der die Menschen mit seinen Worten fesselt und Paula verzaubert.

Mit „Als wir unsterblich waren“ veröffentlicht Charlotte Roth ihren ersten Roman. Auf knapp 600 Seiten schildert sie fesselnd die Lebensgeschichte eines Mädchens vor 100 Jahren. Die Charaktere des Buches sind bildhaft herausgearbeitet und werden beim lesen lebendig. Durch gründliche Recherchen gelingt es Charlotte Roth die damaligen Lebensumstände authentisch zu vermitteln. Auf unterhaltsame Art und Weise verpackt sie historische und politische Details in ihrem Roman und bringt somit dem Leser die Anfänge der SPD näher. Die Geschichte umspannt insbesondere den Zeitraum 1912 bis 1933, mit Schwerpunkt 1. Weltkrieg.

Überwiegend befasst sich „Als wir unsterblich waren“ mit Paula. In kurzen Kapiteln wird von Zeit zu Zeit Alexandra eingeschoben. Für mich hätte das Buch sogar noch um einiges dicker sein können, denn ich konnte, am Ende angekommen, den Roman nur schweren Herzens schließen und mich von den Protagonisten verabschieden. Die Geschichte hat mich so sehr gefesselt, dass ich gerne noch weiter gelesen hätte.

„Als wir unsterblich waren“ ist ein rundum gelungenes Erstlingswerk mit Tiefgang, dass ich gerne weiter empfehle.