Schöne und ganz furchtbare Zeiten im 20. Jahrhundert

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Der Roman beginnt vor fast 100 Jahren. Dabei spannt das Buch den Bogen zwischen 1914 und 1989. der Schwerpunkt liegt also auf zwei europäischen Schicksalsjahren. 1989 wird die junge Alexandra wird von der Maueröffnung überrascht. Eine Freundin überredet sie den Sprung durch die geöffnete Mauer zu wagen, denn es ginge ja nicht an, dass Alex ein Stück Weltgeschichte einfach verpennt. Egal was Alex Oma davon hält. Diese Oma namens Paula ist über 90. aus ihrer Sicht hat sie schon mehr geschichtsträchtige Ereignisse erlebt. Paula wollte die Chancen, die das neue Jahrhundert zu bieten hatte, nutzen und studieren. Dann aber hat der 1. Weltkrieg vieles zerstört; spürbar zunächst der wirtschaftliche Niedergang, dann Leid und Tod. Mit Verlauf des Krieges, der Absetzung des Kaisers und dem Marsch hin zur Machtergreifung der Nationalsozialisten verändert sich die Stimmung und der Zusammenhalt in Paulas Freundeskreis. Zunächst fast alle Sozialdemokraten zersplittert sich der Freundeskreis. Paula engagiert sich nicht nur für ihre Freunde, sondern auch für misshandelte Frauen, aber ihre große Liebe verliert sie, wie auch Vater, Bruder und auch Tochter. Ihre Enkelin läßt sie an diesen Erfahrungen nicht teilhaben. Erst als diese sich an einen Westler verliebt. Aus Paulas Sicht nicht hinnehmbar, da dessen Großvater aktiver Nazi war und seine Frau Paulas große Liebe verführt hat. Paula steht nun am Ende ihres Lebens vor der Herausforderung, sich mit ihren Anfängen und denen des Jahrhunderts auseinanderzusetzen und ihre Geschichte endlich zu teilen.
Der Autorin gelingt es wunderbar diesem Jahrhundert mehr als ein Gesicht zu geben und nebenbei aufzuzeigen; was für Frau inzwischen selbstverständlich ist und wie brüchig diese Errungenschaften zum Teil sind.
Sieht man die aktuellen Entwicklungen stellt sich leise die Frage, ob Europa tatsächlich etwas dazu gelernt hat. Ein empfehlenswertes Buch.