Auf dem Höhepunkt der Erzählkunst
Woher stammt ein Tropfen Wasser? Wir wissen, woher er gerade kommt, doch wo war er zuvor? In Elif Shafaks neuestem Roman Am Himmel die Flüsse folgen wir einem Tropfen Wasser. Er fällt um 630 v.u.Z. als Regen vom Himmel und landet im Haar eines assyrischen Königs. Wir verlieren den Tropfen für viele Jahre aus den Augen und begegnen ihm 1840 als Schneeflocke am Ufer der Themse wieder. Von da an treffen wir ihn bis ins Jahr 2018 immer wieder. Auf dieser Reise lernen wir auch drei Charaktere kennen, deren Schicksale sich ganz am Ende vereinen: Arthur, König der Abwasserkanäle und Elendsquartiere, der sich als Wunderkind entpuppt und trotz widriger Umstände an den Tigris reist, um dort zum Gilgamesch-Epos zu forschen; Zaleekhah, eine junge Frau irakischer Abstammung, von Beruf Hydrologin, deren Leben an einem Scheitelpunkt steht; und schließlich Narin, ein kleines ezidisches Mödchen, das von ihrer Großmutter eine besondere Gabe geerbt hat. Sie alle sind Teil des Wassers, was sich bei genauerem Hinsehen schon in den Überschriften zeigt.
In diesem Roman steckt soviel Wissen, dass es sich unmöglich in den wenigen Zeilen einer Rezension angemessen wiedergeben lässt. Es geht um die Unterdrückung der Frauen, den Terror des IS, die Zerstörung von Lebensraum, Vorurteile gegenüber anderen Kulturen und Religionen. Wichtig ist auch die Frage, wo antike Kunstwerke denn nun hingehören: An die Orte von denen sie stammen, auch wenn sie dort der Gefahr der Zerstörung ausgesetzt sind? Oder doch geschützt in ein Museum, auch wenn dieses weit vom Ursprungsort entfernt ist?
Elif Shafak erreicht mit Am Himmel die Flüsse einen Höhepunkt ihrer Erzählkunst. So kunstvoll wurden selten Erzählstränge verwoben, so geschickt Wissen verpackt. Wie das Wasser fließt hier alles ineinander und als Leser*in fließt man einfach mit. Besonders schön ist auch die Entwicklung zu sehen, die das Können der Autorin gemacht hat. Vor zehn Jahren schrieb sie Der Architekt des Sultans. Auch das ist ein wunderbares Werk, doch ihr aktuelles Buch geht noch eine Spur weiter, ist noch stimmiger. Für mich ein kleines Meisterwerk. Und natürlich wieder einmal großartig übersetzt von Michaela Grabinger.
In diesem Roman steckt soviel Wissen, dass es sich unmöglich in den wenigen Zeilen einer Rezension angemessen wiedergeben lässt. Es geht um die Unterdrückung der Frauen, den Terror des IS, die Zerstörung von Lebensraum, Vorurteile gegenüber anderen Kulturen und Religionen. Wichtig ist auch die Frage, wo antike Kunstwerke denn nun hingehören: An die Orte von denen sie stammen, auch wenn sie dort der Gefahr der Zerstörung ausgesetzt sind? Oder doch geschützt in ein Museum, auch wenn dieses weit vom Ursprungsort entfernt ist?
Elif Shafak erreicht mit Am Himmel die Flüsse einen Höhepunkt ihrer Erzählkunst. So kunstvoll wurden selten Erzählstränge verwoben, so geschickt Wissen verpackt. Wie das Wasser fließt hier alles ineinander und als Leser*in fließt man einfach mit. Besonders schön ist auch die Entwicklung zu sehen, die das Können der Autorin gemacht hat. Vor zehn Jahren schrieb sie Der Architekt des Sultans. Auch das ist ein wunderbares Werk, doch ihr aktuelles Buch geht noch eine Spur weiter, ist noch stimmiger. Für mich ein kleines Meisterwerk. Und natürlich wieder einmal großartig übersetzt von Michaela Grabinger.