Am Horizont das rote Land

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raschke64 Avatar

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Nachdem in letzter Zeit eine wahre Invasion von Büchern über die Deportierten nach Australien erfolgte, befürchtete ich – auch nach dem Cover – ein weiteres seichtes Buch aus diesem Genre. Aber ich wurde angenehm überrascht.
In diesem Buch geht es im Rhia, eine junge Frau aus der irischen Mittelschicht. Als die Firma des Vaters Bankrott geht, kommt sie nach London, um sich dort eine Arbeit zu suchen. Nach nur wenigen Tagen stirbt ihr Onkel unter fragwürdigen Umständen. Als sie daraufhin Fragen stellt, wird sie als Diebin verhaftet und nach Australien deportiert. Auch Freunde und Helfer werden bedroht bzw. ermordet …
Das Buch enthält vieles: natürlich auch eine Liebesgeschichte, natürlich auch einen Bericht über die Situation der Sträflinge, aber auch gleichzeitig einen Krimi, ein Beschreibung der Situation der Menschen (speziell Weber) in Irland und England zur Zeit der industriellen Revolution, eine Warenkunde über Stoffe, Informationen über die Entwicklung der Fotografie, aber auch die Situation zwischen Großbritannien und China. Es ist also sehr breit gefächert und man lernt wirklich viel. Allerdings war es für mich zumindest im ersten Buchdrittel teilweise ein wenig zäh zu lesen und ich war nicht wirklich gefesselt. Erst mit der Überfahrt nach Australien nahm auch das Buch und die Handlung deutlich an Fahrt auf und wurde richtig spannend und interessant. Die Hauptfigur Rhia ist gut beschrieben, viele der Nebenfiguren sind leider etwas blass daneben, sehr zu meinem Bedauern. Hier wäre mehr möglich gewesen. Aber trotz dieser Anmerkungen würde ich das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen. Wer mehr erwartet als eine übliche Sträflings-/Liebes-Schnulze, ist mit diesem Buch wirklich gut bedient.