Historie, Kriminalistik und Liebe

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botte05 Avatar

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Rezension: Kylie Fitzpatrick, Am Horizont das rote Land, Ullstein Buchverlag, Roman, Taschenbuch, 576 Seiten, 9,99 €, Erscheinungsdatum 14.12.2012

Im Wesentlichen befasst sich dieser Roman mit der Irin Rhia Mahoney, welche fälschlicherweise des Diebstahls bezichtigt und zur Deportierung in die australische Kolonie verurteilt wird. Den geschichtlichen Rahmen bildet die Zeit der beginnenden Industrialisierung.

Die Haupthandlung dreht sich, im Jahre 1840 beginnend, um Rhia (Rhiannon) Mahoney, eine junge, selbstbewusste und emanzipierte – und aufgrund dieser Eigenschaften unverheiratete – 28jährige Irin. Die Mahoney’s sind Tuchhändler und Rhia mit Herstellung und Gestaltung des Tuches vertraut. Durch einen Schicksalsschlag verliert die Familie ihre gut situierte Lebensgrundlage und zieht von Dublin zurück aufs Land nach Greystones.

Rhia begibt sich nach London zu Ihrem Onkel Ryan, welcher ihr ein Quartier bei der verwitweten Quäkerin Antonia Blake verschafft. Leider kommt Ryan kurz nach ihrer Ankunft ums Leben. Sie fasst Fuß in ihrem neuen Umfeld und erhält eine aussichtsreiche Anstellung. Ehe sie sich versieht, bezichtigt man sie des Diebstahls und sie wird zu sieben Jahren Deportierung in die Kolonie New South Wales, Australien, verurteilt. Am 4. April 1841 sticht das Gefangenenschiff „Rajah“ in See.

Parallel verzweigt sich die Handlung nach Sydney, Australien, wo der Weber Michael Kelly seine Haft durch Deportation bald abgebüßt haben wird. Die Kelly’s arbeiten „schon immer“ als Weber für die Mahoney’s in Greystones, wodurch die Lebensläufe beider Familien und somit das Geschehen miteinander verquickt sind.

„Am Horizont das rote Land“ ist ein Roman, der – genau betrachtet - mehrere Genres bedient: Historischer Roman (auf Grundlage einer wahren Begebenheit), Kriminalroman und auch ein klein wenig Liebesroman.

Das Buch-Cover sowie der Eye catcher auf der Rückseite „Wer liebt, gibt niemals auf“ könnten einen auf den ersten Blick dazu verleiten, anzunehmen, einen Allerwelts-Liebesroman in den Händen zu halten, was ich schade finde, da es dieser gelungenen, mehrschichtigen Handlung nicht gerecht wird.

Der Roman ist solide geschrieben und lässt sich sehr angenehm lesen. Die zwei Handlungsstränge greifen problemlos ineinander, zu keiner Zeit „verliere ich den Faden“. Der historische Rahmen macht auf mich einen gut recherchierten Eindruck und ich fühle mich in die damalige Zeit hineinversetzt. Und bis fast zum Schluss bleibt die „Herzensangelegenheit“ unbeantwortet sowie der Spannungsbogen des kriminalistischen Inhalts erhalten.

Kylie Fitzpatrick ist mit „Am Horizont das rote Land“ ein guter Roman gelungen, den ich gerne und zügig gelesen habe. Die Handlung ist abwechslungsreich und mit etwas Spannung und Herzschmerz gespickt. In meinem Leseeindruck war ich noch kritisch, was die Entwicklung der Handlung anbelangt, wurde aber durchaus positiv überrascht.