Industrialisierung

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januar12 Avatar

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1840: Das Handelshaus von Rhias Vater bricht zusammen, die Lagerhalle fällt den Flammen zum Opfer und die Familie steht vor dem Ruin. Rhia beschliesst nach London zu gehen, um sich dort eine bezahlte Arbeit zu suchen. Ihr Onkel vermittelt ihr eine Unterkunft bei der Quäker-Witwe Antonia. Doch schon nach wenigen Wochen ist nicht nur Rhias Onkel tot, sondern sie selbst zu Unrecht des Diebstahls bezichtigt und nach erstaunlich kurzer Zeit verurteilt und nach Australien deportiert.
Wer einenn klassischen Liebesroman oder Australienroman a la Patricia Shaw oder Laura Walden erwartet, der mag enttäuscht sein. Auf der Rückseite groß angekündigt "Wer liebt, gibt niemals auf", weckt da falsche Erwartungen.
Das Buch hat in der ersten Hälften viele Längen, durch die ich mich hindurchbeißen musste. Es tauchten ziemlich viele Namen auf, Handlungsstränge, Informationen über das Leben der Weber, des Opiumhandels, der Industralisierung. Außerdem beschreibt Kylie Fitzpatrick sehr ausführlich. Alles bewirkt am Anfang eine ziemliche Überfrachtung der Geschichte. Auch die Briefe, die Rhia an ihre verstorbene Großmutter schreibt, die "Geister", die sie aus der "Anderswelt" erscheinen, macht die Erzählung für mich schwieriger zu verstehen. Denn die Grenzen verwischen für den Leser. Doch spätestens ab dem Zeitpunkt der Deportation wird das Buch spannender und verständlicher. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen und war auf die Auflösung der Geschichte gespannt.
Interessant ist die Kapitelbeschriftungen, jedes Kapitel wurde mit verschiedenen Stoff-, Tuch- oder Farbnamen betitelt, angepasst an den Inhalt und Rhias Gefühlslage. Gerade der Teil der Erzählung, der auf dem Deportationsschiff spielt, wurde meines Erachtens sehr bild- und glaubhaft vermittelt.
Die zweite Hälfte hat für mich daher die Bewertung "gerettet", somit gebe ich dem Buch 4 Sterne!