Rhia’s Kampf für die Unabhängigkeit

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Zum Inhalt:
Nachdem der elterliche Betrieb in Irland Konkurs geht, geht Rhia zu ihrem Onkel nach London. Kaum da, stirbt aber dieser auf etwas mysteriöse Art. Rhia versucht, für sich ein Leben aufzubauen, was in der damaligen Zeit der totalen Männerdominanz im Geschäftsleben, ein sehr schwieriges Unterfangen ist. Als intelligente Frau hinterfragt sie manches und stösst damit in der Patriarchenwelt natürlich auf Ab- und Gegenwehr. Eines Tages wird sie des Diebstahls bezichtigt, und wie es zu jener Zeit in England üblich war, kurzerhand auf ein Sträflingsschiff nach Australien abgeschoben. Was steckt wirklich hinter dieser konstruierten Straftat, um sie loszuwerden? Um dieses Thema und um die Verwirklichung von Rhia’s Vorstellungen eines Frauenlebens geht es in diesem Buch. Auch die Liebe spielt entscheidend in der Handlung mit.

Mein Eindruck:
Mein Eindruck aus der Leseprobe, noch recht interessant und leicht zu lesen, hat sich für mich durch das ganze Buch hindurch nicht fortgesetzt. Die durch das ganze Buch anhaltend vorherrschende Grundstimmung von vor allem Tristesse, in einer sehr steifen englischen Umgebung, hat mich gar nicht angesprochen. Hier ist es der Autorin nicht gelungen, eine Geschichte mit wirklicher Spannung zu schreiben. Viel zu dominant und manchmal auch in Wiederholung wird durch die ganze Geschichte auf die verschiedensten Stoffe und deren Herstellung eingegangen, was etwas ermüdend sich auswirkte.
Dazu kommt, dass die Hauptpersonen doch sehr knapp beschrieben werden. Es wird zwar immer wieder in aller Ausführlichkeit das äussere Erscheinungsbild, und natürlich die Bekleidung, beschrieben, aber das Denken und Fühlen der Protagonisten kam für meinen Geschmack klar zu kurz. Am krassesten kam dies bei den spartanisch beschriebenen Liebesbeziehungen zum Ausdruck. Der meiste Verlust an lebendiger und plastischer Erzählweise kam durch die konsequente Wiedergabe der patriarchalischen, steifen und eingebildeten Lebensart, die offenbar damals geherrscht haben soll.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass manche Handlungen sich aus dem gelesenen nicht wirklich nachvollziehbar ergaben. Warum etwas Bestimmtes erst viel später oder auch gar nicht gemacht wurde, ist oft nicht oder kaum erklärbar gewesen. Hier ist nach meiner Meinung der Handlungsstrang gelegentlich etwas zu konstruiert und offensichtlich verarbeitet.

Fazit:
Das Buch hat meinen Vorstellungen nicht entsprochen. Es war mir thematisch zu eintönig und vor allem in einem Milieu spielend, das mir zu trist und verstaubt ist. Wem jedoch Schilderungen der englischen Lebensart aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gerne mag, der kommt hier gut auf seine Kosten, obwohl ich nicht einschätzen kann, inwieweit dies der damaligen Wirklichkeit dort entspricht und was der dichterischen Freiheit zuzuschreiben ist.