Eine sehr bewegende Geschichte, die einen nicht so schnell loslässt

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meinekleinebüchersucht68 Avatar

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Inhalt:
Die achtjährige Susanne wird, auf Anraten des Arztes, in eine Kurklinik geschickt. Sechs Wochen soll ihr Aufenthalt in St. Peter Ording dauern und auf den ersten Blick klingt dies verlockend. Mit anderen Kindern den ganzen Tag am Meer zu verbringen, wer möchte da nicht tauschen. Die Wirklichkeit sah leider anders aus: wer nicht hören will, der bekommt es auch zu spüren! Unartige Kinder wurden gedemütigt, in den Keller gesperrt oder mussten stundenlang auf einen Stuhl stehen. Ihre Briefe wurden kontrolliert und wenn der Text den Erziehern nicht gefiel, wurde dieser zerrissen und musste nach Vorgaben neu geschrieben werden. Was eigentlich zur Erholung dienen sollte, war der pure Horror und die zarten Kinderseelen wurden mehr und mehr vergiftet. Spätfolgen wurden in Kauf genommen.

Mittlerweile ist Susanne erwachsen, alleinerziehend und lebt mit ihrer Tochter Julia in München, wo auch ihre Mutter in einem Seniorenheim lebt. Als Louise im Sterben liegt, bittet sie Susanne um Entschuldigung, woraufhin Susanne erstmals über die schreckliche Zeit an der Nordsee berichtet. Schockierend hören Mutter Louise, Bruder Wolfgang, Schwester Edith und Tochter Julia zu und sind über die Verhaltensregeln in der Kur herrschten, entsetzt.

„Am Meer ist es schön“ ist das neuste Werk von Barbara Leciejewski, dass im Mai 2025 im List Verlag erschienen ist. Ich liebe die bewegenden Romane der Autorin, aber dieses ist mit keinem der Vorherigen zu vergleichen. Zwar sind Charaktere sowie der Handlungsort „Haus Morgentau“ hier fiktiver Natur, aber die Handlungen basiert auf wahre Begebenheiten. In vielen Verschickungsheimen herrschten solch herzlose und grausame Erziehungsmaßnahmen und keiner konnte was dagegen tun. Die absolute Verschwiegenheit und auch das alles unter den berühmten Teppich gekehrt wurde, trugen dazu bei, dass nichts an die Öffentlichkeit drang. Erst nachdem Betroffene ihr Schweigen gebrochen und von ihren Erlebnissen erzählt haben, wurden diese schrecklichen Zustände publik. Dank einer Reportage, die die Autorin per Zufall im Fernsehen gesehen hatte, beschloss Barbara Leciejewski sich dieses Thema anzunehmen und eine Geschichte zu kreieren. Ich muss gestehen, dass ich mit dem Thema „Verschickungskindern“ rein gar nichts anfangen konnte, aber der Klapptext und die dazugehörige Leseprobe haben meine Neugierde mehr als nur geweckt. Obwohl der Schreibstil flüssig und auch leicht zu lesen ist, musste ich dieses Buch mehrfach aus den Händen legen. Ich war einfach nur schockiert und unfassbar wütend, was man Schutzbefohlenen alles antat. Anstatt ihnen zu helfen, wurde ihnen noch mehr Leid zugefügt. Für mich ist es immer noch völlig unvorstellbar, dass solch grausame Zustände bis weit in die 80er Jahre unentdeckt blieben. Obwohl mich dieser Roman noch lange noch beschäftigen wird, werde ich das eine oder andere Buch zu diesem Thema garantiert noch lesen.

5 von 5 Sternen und dieser Roman muss gelesen werden.