Erschütternde Geschichte über die Verschickungskinder

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majava Avatar

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Ich lese zurzeit sehr gerne historische Romane, die mich in eine andere Zeit entführen, mit interessanten Figuren unterhalten und mich gleichzeitig etwas dazulernen lassen. Deshalb war ich auch auf diesen Roman sehr gespannt. Und ich muss sagen, dass ich mehr als erschüttert über diese Geschichte bin – auch, weil ich von den Verschickungskindern bisher nichts wusste.

Die Storyline dreht sich um die achtjährige Susanne, für die eine sechswöchige Kur an der Nordsee ansteht. Ihre Eltern versprechen ihr, dass es ein toller Urlaub wird. Doch Susanne und die übrigen Kinder verbringen im »Haus Morgentau« die schlimmste Zeit ihres Lebens. Wer den Teller nicht leer isst, die Regeln bricht oder sich anderweitig aufsässig zeigt, wird von den Erzieherinnen hart bestraft. Kein Hilferuf dringt zu den Eltern durch, denn die Briefe der Kinder werden kontrolliert. Doch immer wieder schlagen Susanne und ihre Freunde den »Tanten« ein Schnippchen. Dann kommt es zu einem Vorfall, der Susanne noch Jahrzehnte später in ihren Alpträumen verfolgt – bis sie beschließt, sich endlich dem Trauma ihrer Kindheit zu stellen...

In die Geschichte habe ich gut hineingefunden. Der Schreibstil ist dabei recht zackig und ohne viel Geschnörkel. Das bin ich von anderen historischen Romanen etwas anders gewohnt, da geht es meist etwas bildlicher zu. Doch ich kam auch mit diesem Schreibstil sehr gut zurecht, auch wenn ich es doch bildlicher lieber mag. Erzählt wird die Geschichte im Wechsel von Vergangenheit und Gegenwart. Dabei hat mir die Vergangenheit erzählerisch etwas besser gefallen, die Gegenwart hat sich zäher angefühlt.

Susanne ist eine sympathische Person, mit der ich mitfühlen konnte. Ihre Vergangenheit ist von Kapitel zu Kapitel schwieriger zu lesen, da die Grausamkeiten, die sie mitgemacht hat, schwer zu verdauen sind. Dass sie zu dem Menschen geworden ist, der sie nun ist, hat mich gewundert. Sie hat sich ihr eigenes Leben aufgebaut und wirkt stark. Doch sie hat auch schlimme Albträume, da sie mit der Vergangenheit nie abschließen konnte.

Nach und nach erfährt man die ganze Story rund um das „Haus Morgentau“ und was Susanne dort erlebt hat. Das ist erschreckend, da es mehrere solche Kur-Häuser zu dieser Zeit gab. Am Ende gibt es dann noch eine überraschende Wendung, mit der ich nicht gerechnet hatte.

Dieser Roman ist lehrreich, unterhaltsam, schwer verdaulich... Es gibt zwar die ein oder andere Länge, aber ich wurde trotzdem gut unterhalten und das Buch wird noch einige Zeit in meinen Gedanken nachhallen. Ich vergebe dafür 3,5 von 5 Sternen.