Ist es am Meer wirklich schön?

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„Als sie und Matti losfuhren, winkten sie nicht, und auch die anderen winkten nicht. Keiner, der in Haus Morgentau war, würde je zum Abschied winken.“

Was für ein Buch… ich bin noch immer tief beeindruckt und meine Gedanken hängen in der Geschichte fest, obwohl ich sie schon seit Tagen beendet habe. Das Buchcover und der Titel führen einen zunächst in die Irre, denn beides lässt einen leichten Urlaubsroman vermuten: Im Vordergrund sehen wir ein strahlendes Mädchen am Strand sitzen und im Hintergrund spielen weitere Kinder, dazu der Titel „Am Meer ist es schön“. Doch es ist alles andere als eine leichte Lektüre und dennoch sind Buchcover und Titel in Verbindung mit der Geschichte so passend gewählt.
Barbara Leciejewski erzählt einnehmend, ungeschönt und berührend von den sogenannten Verschickungskindern: Kindern und Jugendlichen, die im Zeitraum von 1950 bis 1990 auf Empfehlung des Kinderarztes zur Kur geschickt wurden. So auch Susanne, die wir zur Kur an der Nordsee im Haus Morgentau begleiten. Geschickt wechselt die Geschichte zwischen der Vergangenheit mit den Erlebnissen in der Kur und der Gegenwart bei Susanne mit ihrer Mutter im Altenheim. Ich bin bis zum Ende gefesselt und zutiefst bestürzt gewesen und frage mich, wie die Autorin im Nachwort selber schreibt: „Warum hat das niemand gesehen? Warum hat niemand etwas unternommen?“