Leise Gewalt unter der Oberfläche

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wortteufel Avatar

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Am Meer ist es schön ist ein ruhiges, erschütternd ehrliches Buch, das ohne Pathos auskommt – und genau darin liegt seine Kraft. Die Erzählerin Susanne, mittlerweile erwachsen, steht am Sterbebett ihrer Mutter. Was folgt, ist kein großes Familienfinale, sondern eine langsame Öffnung. Wort für Wort gräbt sich etwas frei, das jahrzehntelang im Verborgenen lag: die Erlebnisse einer Kindheitskur, die nichts mit Erholung zu tun hatte.

Die Sprache bleibt nüchtern, beinahe kontrolliert, selbst in den Momenten, in denen der Schmerz durchscheint. Gerade das könnte dir gefallen. Keine überzogene Dramatik, kein moralischer Zeigefinger – nur das Erlebte, in seiner ganzen Härte. Die Erinnerungen an das Kinderkurheim sind bedrückend, eindrücklich und werden nicht zu Schau gestellt, sondern behutsam erzählt. Das macht die Lektüre schwer – und gleichzeitig lohnend.