Poetisch und erschütternd zugleich

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meryl1949 Avatar

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Der Titel und das Cover des Romans "Am Meer ist es schön" von Barbara Leciejewski suggeriert eine glückliche und unbeschwerte Kindheit. Da sitzt dieses entzückende kleine Mädchen am Strand der Nordsee und strahlt den Betrachter an, im Hintergrund spielen und tollen weitere Kinder im Wasser.

Doch das Schicksal der "Verschickungskinder" ist das genaue Gegenteil. Sie erfahren bei dem Kuraufenthalt Grausamkeit, unbarmherzige Strenge und Repressalien. Endlich wieder zu Hause, wollen diese Kinder ihre Erlebnisse den Eltern mitteilen. Aber man hört ihnen nicht zu, kann ihnen nicht zuhören, da das Erzählte zu abwegig, zu grausam erscheint. Es wird als kindliche Fantasie abgetan.

Eine psychologische Aufarbeitung des Erlebten findet nicht statt, Verantwortliche werden nicht zur Rechenschaft gezogen. Und so wird aus der schüchternen und scheuen Susi ein aufsässiger Teenager und später eine introvertierte Susanne, die keine menschliche Bindung eingehen kann.

Erst über 50 Jahre später, am Sterbebett der Mutter, kann sie alles erzählen, was ihr noch schwer auf der Seele liegt.

Die Autorin erzählt diese Geschichte sehr poetisch und detailliert. Man erkennt die gründliche Recherche. Dadurch kann dieses traurige Kapitel vor dem Vergessen bewahrt werden. Ein Buch, das man nicht so "nebenbei" wegliest.