Traumatische Erlebnisse

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ullap64 Avatar

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Ende der 60er Jahre: Die achtjährige Susanne wird auf Veranlassung des Schularztes zur Erholung in ein Kinderkurheim an die Nordsee geschickt. Die Vorfreude ist gross, die Eltern versprechen, sie abzuholen, sollte das Heimweh zu gross werden.
Gegenwartsebene: Susanne sitzt am Bett ihrer sterbenden Mutter, die Erlebnisse an der Nordsee hat sie auch als Erwachsene nie verwinden können, denn das Leben im Erholungsheim war der absolute Horror, Ärzte und Schwestern grausam und brutal zu den Kindern, Briefe nach daheim wurden abgefangen, die Kleinen zu positiven Berichten gezwungen. Einzig die Freundschaften der Kinder untereinander halfen ihnen, die schlimme Zeit zu überstehen.
Dieser Roman beruht auf wahren Begebenheiten - und das ist das, was einen als Leser besonders hier mitnimmt. Ungeschönt berichtet die Autorin von grausamen Verhaltensweisen einer Ärzte-und Erziehergeneration, die offenbar noch von nachklingenden Nazi-Ideologien geprägt waren und denen dabei jegliches Unrechtsbewusstsein fehlte. Beim Lesen musste ich manches Mal schlucken, dennoch konnte ich das Buch kaum beiseite legen. Die Freundschaften unter den Kindern stellten hier einen positiven Ausgleich dar, wobei auch hier einige Kinder durch weitere unschöne Verhaltensweisen diese zu ihrem Vorteil zu nutzen verstanden.
Der Wechsel zwischen den Zeiten ist dabei für mich gut und feinfühlig eingesetzt, auch die Figur der kurz vor dem Tod stehenden Mutter Susannes bekommt hier noch ihren kleinen aber wichtigen Auftritt.
Ein für mich sehr gelungener und bewegender Roman, der die volle Punktzahl verdient hat!