Traumatische Kurerlebnisse

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remul Avatar

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Die 8 jährige Susanne wird 1969 zur Erholung nach St. Peter Ording in Kur geschickt. Sie landet im Haus Morgentau und verbringt dort die schlimmste Zeit ihres Lebens. Sowohl der Kurarzt als auch das Betreuungspersonal herrschen vor Ort mit harter Hand. Absoluter Gehorsam wird verlangt und bei Nichteinhalten mit drastischen Strafen geahndet. So werden Kinder im Keller eingesperrt oder in einen Turm, wo man sie zwingt stundenlang auf einem Stuhl zu stehen. Die Vergehen sind in der Regel nebensächlich, es reicht schon die ungenießbare Mahlzeit nicht herunterwürgen zu können. Besonders eine sadistisch veranlagte Person hat eine ungeheure Freude daran, die Kinder bis aufs Blut zu quälen und zu demütigen. Susanne ist ihr Leben lang traumatisiert und hätte professionelle Hilfe benötigt um die Erlebnisse zu verarbeiten. Sie entwickelt sich zu einem schwierigen Menschen, der sich im späteren Leben als beziehungsunfähig erweist.
Der 2. Handlungsstrang spielt im Jahr 2018, Susannes demente Mutter liegt im Sterbebett und in den wenigen lichten Momenten, erzählt Susanne ihr und den anwesenden Geschwistern und ihrer Tochter von den Erlebnissen in der Kur. Ein Buch, dass wie alle Bücher von der Autorin mit leichter Feder und flüssig geschrieben ist. Aber der Inhalt ist oft erschütternd und schwer zu lesen. Vor allem angesichts der Tatsache, dass solche Vorkommnisse in sogenannten Verschickungsheimen noch bis in den 80iger Jahren an der Tagesordnung waren. Ein wichtiges Buch, dass mich noch lange beschäftigen wird.