Was für ein Highlight!
„Nur allzu mitfühlend durfte man nicht sein. Oder zu ehrlich. Oder zu gewitzt. Zu lebhaft und unbeschwert. Zu sehr Kind.“ (277)
Was für ein Buch! Ich habe es innerhalb von 24 Stunden eingeatmet, so sehr hat es mich in seinen Bann gezogen. Und das, obwohl ich es zunächst aufgrund des unscheinbaren Covers gar nicht wirklich in Erwägung gezogen hatte.
Wir begleiten Susanne auf zwei Zeitebenen, die sich immer wieder abwechseln: einmal im Jetzt, wo Dreh- und Angelpunkt das Seniorenheim ist, in dem ihre Mutter liegt; und dann im Sommer 1969, den sie mit ihren damals acht Jahren in einem Verschickungsheim verbracht hat. Stück für Stück erfahren wir von den grausamen Verhältnissen und der schwarzen Pädagogik, der die Kinder dort ausgesetzt waren und der Selbstverständlichkeit, mit der ihnen physische und psychische Gewalt angetan wurde.
Und obwohl manche der Szenen kaum auszuhalten sind, hat mich das Buch beim Lesen nicht runtergezogen. Ja, es war traurig und ja, ich habe ein paar Tränen verdrückt (und das mache ich beim Lesen eher selten) und vor allem hatte ich die ganze Zeit das Bedürfnis, die kleine Susanne ganz fest in meine Arme zu nehmen. Aber die Entwicklungen auf der Zeitebene der erwachsenen Susanne, die den Schrecken immer wieder unterbrechen, sorgen für Ausgleich. Hier hat die Autorin ein wunderbares Gerüst konstruiert, das die Lesenden durch den Roman trägt und mithilfe von mehr oder weniger expliziten Parallelen und Bezügen eine Balance herstellt. Und auch wenn ich normalerweise geneigt bin, ein Ende wie das dieses Buches als etwas zu gewollt zu kritisieren, ist es hier irgendwie stimmig und hat mir sogar gefallen 😉 .
Ich habe viel darüber nachgedacht, wie viele der älteren Menschen in unserer direkten Umgebung wohl in solchen Heimen waren und was sie dort erlebt haben müssen. Mit welcher Last sie seitdem durchs Leben gegangen sind und wie das vielleicht auch das ein oder andere Verhalten oder eine bestimmte pädagogische Haltung erklärt (wenn auch nicht entschuldigt). Eine Person in meinem familiären Umfeld hat letztens in einem Nebensatz ein Verschickungsheim erwähnt und ich habe mir fest vorgenommen, in einem geeigneten Augenblick einmal nachzufragen. Vielleicht möchte sie nichts erzählen, aber was, wenn doch, und bisher einfach nur niemand gefragt hat?
Fazit: Barbara Leciejewski ist mit Am Meer ist es schön ein Roman gelungen, der mich aufgewühlt hat, mich emotional in alle Richtungen mitgenommen hat und den ich nur allen empfehlen kann.
Was für ein Buch! Ich habe es innerhalb von 24 Stunden eingeatmet, so sehr hat es mich in seinen Bann gezogen. Und das, obwohl ich es zunächst aufgrund des unscheinbaren Covers gar nicht wirklich in Erwägung gezogen hatte.
Wir begleiten Susanne auf zwei Zeitebenen, die sich immer wieder abwechseln: einmal im Jetzt, wo Dreh- und Angelpunkt das Seniorenheim ist, in dem ihre Mutter liegt; und dann im Sommer 1969, den sie mit ihren damals acht Jahren in einem Verschickungsheim verbracht hat. Stück für Stück erfahren wir von den grausamen Verhältnissen und der schwarzen Pädagogik, der die Kinder dort ausgesetzt waren und der Selbstverständlichkeit, mit der ihnen physische und psychische Gewalt angetan wurde.
Und obwohl manche der Szenen kaum auszuhalten sind, hat mich das Buch beim Lesen nicht runtergezogen. Ja, es war traurig und ja, ich habe ein paar Tränen verdrückt (und das mache ich beim Lesen eher selten) und vor allem hatte ich die ganze Zeit das Bedürfnis, die kleine Susanne ganz fest in meine Arme zu nehmen. Aber die Entwicklungen auf der Zeitebene der erwachsenen Susanne, die den Schrecken immer wieder unterbrechen, sorgen für Ausgleich. Hier hat die Autorin ein wunderbares Gerüst konstruiert, das die Lesenden durch den Roman trägt und mithilfe von mehr oder weniger expliziten Parallelen und Bezügen eine Balance herstellt. Und auch wenn ich normalerweise geneigt bin, ein Ende wie das dieses Buches als etwas zu gewollt zu kritisieren, ist es hier irgendwie stimmig und hat mir sogar gefallen 😉 .
Ich habe viel darüber nachgedacht, wie viele der älteren Menschen in unserer direkten Umgebung wohl in solchen Heimen waren und was sie dort erlebt haben müssen. Mit welcher Last sie seitdem durchs Leben gegangen sind und wie das vielleicht auch das ein oder andere Verhalten oder eine bestimmte pädagogische Haltung erklärt (wenn auch nicht entschuldigt). Eine Person in meinem familiären Umfeld hat letztens in einem Nebensatz ein Verschickungsheim erwähnt und ich habe mir fest vorgenommen, in einem geeigneten Augenblick einmal nachzufragen. Vielleicht möchte sie nichts erzählen, aber was, wenn doch, und bisher einfach nur niemand gefragt hat?
Fazit: Barbara Leciejewski ist mit Am Meer ist es schön ein Roman gelungen, der mich aufgewühlt hat, mich emotional in alle Richtungen mitgenommen hat und den ich nur allen empfehlen kann.