wunderbarer Lesestoff

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kraberg Avatar

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Sechs Wochen an der Nordsee zur Kinderkur soll für Susanne zur schönsten Zeit ihres Lebens werden, das erhoffen und versprechen ihre Eltern. Doch was diese Wochen im Kurheim Morgentau für Susi wirklich waren, hat sie bis heute nie jemanden anvertraut. Susanne hat bis heute Alpträume, immer von Morgentau. Sie sind auch der Grund, warum sie sich vom Vater ihrer Tochter noch vor deren Geburt getrennt hat und sie nie eine dauerhafte Beziehung eingegangen ist. Nun endlich, nachdem ihre demente Mutter sich in einem wachen Moment bei ihr entschuldigt und Susanne merkt, dass ihre Mutter ihr endlich glaubt, kann sie über ihre Wochen in Morgentau reden. Ich fand es sehr rührend, wie Susanne und ihre Tochter am Bett ihrer Mutter bzw. Oma Luise sitzen und der traurigen Wahrheit lauschen. Da es Oma Luise immer schlechter geht kommen auch noch Susannes Geschwister mit dazu. Ungeschminkt erzählt Susi die Wahrheit über diese Zeit und erkennt das Entsetzen der Familie bei ihren Schilderungen, vielleicht auch ein wenig Schuldgefühle. Aber gleichzeitig wird ihr auch klar wie wenig die Geschwister voneinander wissen. Im Prinzip waren alle nie eine richtige Familie.
Mir hat es gefallen, wie die Autorin das Bewältigen der schrecklichen Erlebnisse anhand von Mattias, Rüdiger und Susanne herausarbeitet. Dabei wird deutlich, dass jeder nach der Heimkehr anders mit dem Erlebten umgegangen ist. Matthias hat die Bühne auf der er in Rollen steigen und Gefühle ausleben kann. Während Rüdiger es verarbeitet, indem er sich mit der Geschichte solcher Heime und den Schicksalen der Kinder darin auseinandersetzt. Susanne verdrängt ihre Erinnerungen, muss aber im Gegenzug mit ihren Alpträumen leben. Bis heute. Ich habe dieses Buch regelecht verschlungen. Auf der einen Seite hat es mich traurig gemacht zu erfahren wie grausam und willkürlich die Erzieherinnen mit den Kindern umgegangen sind und dann hat es mich aber auch gefreut, wie einfallsreich die Susi und ihre Freunde zusammengehalten und sich beigestanden haben. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne und eine 100% Leseempfehlung.