Zu tiefst ergreifend!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
dithmarscher-deern Avatar

Von

Als Autorin Barbara Leciejewski 2022 vom Schicksal sogenannter "Verschickungskinder" erfuhr, war ihr sofort klar, dass sie darüber schreiben muss. Diese Kinderkuren wurden meist von Amtsärzten verschrieben. Man wollte den Kindern etwas Gutes tun. Die Eltern konnten sich kaum dagegen wehren und eigentlich freuten sie sich auch für ihre Kinder, die kostenlose Ferien am Meer oder in den Bergen verbringen durften. Erst sehr viel später kam heraus, wie es in den Kurheimen zuging. Anstatt eine schöne Zeit mit anderen Kindern zu verbringen, war es oft die "schlimmste Zeit ihres Lebens". Und dabei handelt es sich nicht um Einzelfälle. Oft waren auch Nazi-Ärzte involviert und die "Tanten" hatten auch ihre ganz eigene Vorstellung davon, die Kinder im Griff zu haben. Schlimmer noch als die physische Gewalt gegen die Schutzbefohlenen, die teilweise erst vier Jshre alt waren, war die seelische Grausamkeit. Die Kinder wurden geschlagen, eingesperrt, eingeschüchtert, gedemütigt und vorgeführt.

Im fiktiven Roman "Am Meer ist es schön" beschreibt die Autorin das Leben von Susanne. Sie verbrachte 8 Wochen in Haus Morgentau in St.Peter-Ording und leidet noch 50 Jahre später darunter.
Barbara Leciejewski erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen. 2018 und im Rückblick 1969. Die Charaktere der Kinder (Susi, Moni, Martin, Rüdiger ...) wachsen einem sofort ans Herz. Ich konnte mich so gut in die Situation der Kinder hineinversetzen und habe regelrecht mit Ihnen gelitten. Wie kann man so grausam sein? Besonders beim kleinen Holger hat es mir fast das Herz zerrissen! Erschreckend war für mich die Wiederholung einiger Sachen im Pflegeheim der Mutter. Die alten Leute können sich auch nicht gegen die "Macht" der Pflegekräfte durchsetzen. So schrecklich das Geschehen ist, MAN KANN NICHT AUFHÖREN ZU LESEN! Ein Pageturner mit Tiefgang und mein Highlight des Monats!
Absolute Empfehlung!