Noch so ein wundervolles Debüt

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herr_stiller Avatar

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Das Cover ist schon ein Hingucker. Wolkentürme, schwarz wie bei einem Brand, rot wie im Sonnenuntergang, zwei Hühner, die sich anblicken - es gibt so viel darin zu entdecken. Oder reinzuinterpretieren.

Das gilt eigentlich schon für die Einleitung. Die Erinnerung. Eine Beobachtung, eine Gedankenflut, wie wild und böse an eine Wand gesprüht. Auf allein den zwei Seiten sieht man bereits Sina Scherzants Bandbreite zwischen Prosa und Poesie.

Die Beschreibung der Familie ist rau, aber authentisch. Bild- und tongewaltig. Die Eltern noch zusammen, auf dem Küchentisch, dann getrennt. Die Spiele der Protagonistin als Kind. Kochen und kritzeln. Und wie immer bewusster wird, wie die Eltern sich auseiander leben, trotz oder wegen zweiter junger Tochter. Neues Leben im Ruhrpott.

Die Schreibe der Autorin gefällt, die Art, wie sie Sätze strukturiert, wie sie Wörter benutzt, wie klar sie Bilder schafft. Ein Buch, wie gemacht für dieses Jahr, das vollgepackt ist mit tollen Debüt-Autorinnen von Caro Wahl bis Caro Schmitt. Und auch inhaltlich scheint "Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" hier in die gleiche Kerbe zu schlagen, irgendwo zwischen Coming-of-Age und Wie-komm-ich-mit-meinem-Leben-in-den-Twens zurecht.

Ach, und vielleicht noch etwas: Bücher, die mit einem Zitat von Taylor Swift beginnen, können so schlecht ja gar nicht sein. Im Gegenteil.