Berührend

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merkurina Avatar

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Coming-of-Age-Bücher sind in meinen Lektüren der jüngeren Vergangenheit ziemlich häufig vorgekommen. Trendet das Genre etwa - oder hat es mit meiner Auswahl zu tun? (Nun hat mit "Echtzeitalter" allerdings auch gerade ein Genre-Werk den deutschen Buchpreis gewonnen.)
Köhlmeiers "Frankie" und "Paradise Garden" von Elena Fischer habe ich gelesen, vor etwas längerer Zeit schon "Schalplattensommer" (Alina Bronsky). Im Vergleich mit all diesen anderen Büchern erscheint mir "Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" am realitätsnahsten - die anderen genannten sind unterhaltsame Konstruktionen, in diesem Fall hier könnte man durchaus autofiktionale Anteile vermuten.
Nichts an dem, was Katha, die zur Anpassung und Helferinnen-Symdrom neigende Protagonistin erlebt, scheint unwahrscheinlich oder märchenhaft ersonnen. Alles könnte (leider) genau so gewesen sein. Dass die Textsorten im letzten Teil surreale Miniaturen enthalten, ist dabei eine Wiedergabe innerpsychischer Zustände und Zugänge, eindeutig literarisch herausgearbeit - aus dem Inneren intimer Kenntnisse von Trauer und Trauma, so wirkt es. Obwohl ich von diesem Teil und dem Stilwechsel erst überrascht war, hat er mich am meisten berührt.
Insgesamt lässt sich das Buch weniger locker-flockig weglesen als die anderen Romane; während der Anfang, den die Leseprobe wiedergab, noch dynamisch und auch witzig loslegte, verplätschert sich das durchaus streckenweise sehr. By the way konnte ich auch mit dem Begriff "Lebenshandwerkerin" nicht viel anfangen, auch wenn ja beispielhaft erzählt wurde, was damit gemeint ist.
Wirklich einheitlich kam mir das Buch nicht vor, es mischt Textsorten und schweift im Mittelteil öfter ab, manchmal zog sich die Lektüre.