Ich hab's verschlungen

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jollybooktime Avatar

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"Ich vergab mir nichts, ich flüsterte mir die schrecklichsten Dinge über mich selbst ein, ich war mir selbst die schlechteste Freundin."

Katha - Teenager, Chamäleon und selbsternannte Lebenshandwerkerin - zieht nach der Trennung ihrer Eltern mit ihrer Mutter und der kleinen Schwester, Nadine, nach Dortmund. Unkompliziert, wie sie ist, findet Katha schnell Anschluss. Anna, Jessi, Kati und Sofie - gleich vier neue Freundinnen. Und dann ist da noch Sofies Mutter Angelica. Sie wird zu Kathas Vertrauensperson. Ihre Art zu leben und zu reden, bringt Katha zum Umdenken, aber so leicht kann ein Chamäleon nicht aus seiner Haut. Ihre Sorgen verwahrt Katha fein säuberlich tief in sich drin. Sie will ja keine Umstände machen. Sich ein- und unterzuordnen, liegt ihr im Blut. Zum Nicht-stören-Wollen gesellt sich dann noch das Gefallen-Wollen, womit sich ein bedrohlicher Strudel in Gang setzt. Und dann kommt der Tag, an dem der Wolf die Sonne verschlingt ...

Ich habe dieses Buch verschlungen und Sina Scherzant hat mich immer wieder überrascht mit neuen Blickwinkeln auf die Geschichte. Mal geht es um die Unsicherheiten einer Pubertierenden, dann um das Aufbegehren gegen Rollenklischees, kurz mal um die Angst alter Männer, in rosa Bettwäsche schlafen zu müssen und immer um die Frage, warum Überanpassung so oft weiblich ist.

Scherzant beherrscht das Prinzip "Show, don't tell" perfekt! Ihr Schreibstil passt sich den jeweiligen Lebensphasen ihrer Protagonistin an. Vom hüpfenden Teenager-Sprech der Nullerjahre über kafkaeske Verwirrtheit hin zum Gendern der Gegenwart.

Fazit dieses feministischen Romans: Frauen brauchen andere Frauen in ihrem Leben, die ihnen sagen, wie toll sie sind!