Ein Bild - zwei Interpretation aus unterschiedlichen Zeiten

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waldeule Avatar

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Geschickt wurde hier ein Bild in den Mittelpunkt der LP gestellt und zwei sehr unterschiedliche Interpretationen dazu geliefert. Claire und Daisy, die in ganz verschiedenen Zeiten leben und mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben, berührt das Bild auf ihre ganz eigene Art und Weise. Diese Verbindung von Frauenschicksal und Kunst hat mir sehr gut gefallen, zeigt es doch, wie unterschiedlich ein Bild je nach Erfahrung und momentaner Situation wahrgenommen werden kann. An und für sich bin ich kein Fan von dramatischen Frauengeschichten, doch in dieser Kombination habe ich sie sehr gern gelesen.

Die Bildetrachtungen fand ich auch sprachlich sehr gelungen und in keinester Weise langweilig, was man hier vielleicht befürchten könnte. Als Leserin konnte ich mir dank der guten Beschreibung "Noli me tangere" von Titzian gut vorstellen, wobei ich mich aber auch über die Abbildung sehr gefreut habe. So konnte ich mir mein eigenes mit dem wirklichen Bild vergleichen und es selbst interpretieren. Obwohl Claire gerade eine sehr traurige Zeit durchmacht ist das Buch überhaupt nicht melodramatisch oder trübsinnig, ich empfinde es eher als hoffnungsvoll. Daisys Briefe bringen neben ihrer Sicht der Dinge auch Abwechslung, so dass sich die Seiten sehr kurzweilig lesen liesen. Am Ende der Leseprobe war ich geradezu enttäuscht nicht mehr erfahren zu können, was denn das nächste "Bild des Monats" sein wird und wie es auf die beiden Frauen wirkt.

Fazit: Es ist ein Buch der eher leisen Töne, aber gerade deshalb sehr anrührend. Die Kombination von Frauenschicksal und Bildbetrachtung empfand ich als sehr gelungen.