Am Tag und in der Nacht

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**Aufmachung:**

 

Auf dem Cover sieht man im Hintergrund schattiert eine Stadt, sehr nebulös. Im Vordergrund eine dem Betrachter abgewandte Frau und ein Baum der seine rot leuchtenden Blätter über sie spannt.

 

Beim Aufschlagen fällt sofort auf, dass man den Einband auf beiden Seiten aufklappen kann und sich darin der Reihe nach die Gemälde der Geschichte befinden.

 

Leider wirkt es so, als wäre das Buch schwach gebunden, ich hatte das Gefühl, die erste Seite würde sich bald lösen, ich hoffe, dass dieser Eindruck täuscht, denn ich glaube, ich werde dieses Buch noch öfter in die Hand nehmen.

 

**Die Geschichte:**

 

London, jetzt: Claire und Rob leiden auf unterschiedliche Weise unter dem Verlust ihres ersten Kindes, Claire gibt Rob die Schuld und erstarrt in ihrer Trauer.

London, 1943: Daisys Umwelt ist geprägt von den Wirren des Krieges, ihr Verlobter an der Front. Um sich abzulenken, sieht sie sich regelmäßig das Bild des Monats an, das die National Gallery trotz der Gefahr ausstellt, um dann ihrer Cousine Elisabeth in Kanada darüber zu schreiben.

 

Elisabeth ist Robs Großmutter und nach deren Tod landen die Briefe bei Rob und Claire. Claire ist fasziniert von der Geschichte und startet ihr Daisy-Projekt: Jeden Monat liest sie einen Brief und sieht sich das darin beschriebene Gemälde in der National Gallery an.

So findet sie langsam – Bild für Bild - wieder zurück ins Leben, wandelt auf Daisys Spuren und versucht, zu erfahren, was geschah.

 

Mehr kann ich jetzt nicht verraten, ohne zu spoilern...

 

 

**Der Aufbau:**

 

Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem Robs und Claires Vorfreude auf ihr Kind beschrieben wird. Doch ein Satz am Ende verrät schon den herannahenden Schicksalschlages.

 

Dann folgen 13 Kapitel, jedes beginnt mit dem Titel des Bildes des Monats, dem Maler und (leider nur in schwarz-weiß und klein) einer Abbildung davon.

 

**Wie es mir dabei ging:**

 

Von der Leseprobe war ich nicht so begeistert, dafür wurde ich vom Buch umso mehr überwältigt!

 

Es ist halt kein Krimi, der wie ein Rockkonzert mit den ersten lauten Lauten punktet, sondern eine Sinfonie, die sich langsam aufbaut, wieder einen neuen Aspekt einbringt um dann umso tiefer ins Bewusstsein zu dringen.

 

So brauchte ich am Anfang eine Weile, um mich einzufinden und den Takt zu erkennen, doch dann berührt einen die Symbolik, die in den Gemälden liegt, auch wie ähnlich sich doch die Geschichten des Lebens manchmal sein können, ganz egal, wie widrig die Umstände sind, und wie stark eine Liebe sein kann, wenn sie nur groß genug ist.

 

 

**Fazit:**

 

Die Charaktere sind sehr realistisch geschildert, man kann der Handlung gut folgen und wird von ihr, zwar langsam am Beginn, dafür umso nachhaltiger, in den Bann gezogen.

Ich fand den Gedanken schön, durch so etwas Wertvolles wie geschriebene Worte ein Band durch die Zeit zu knüpfen.

Auch wie greifbar Geschichte wird, wenn sie auf einmal ein Gesicht und einen Namen hat, ist wunderschön beschrieben.

Ein Buch für sanfte Stunden, kalte Novembertage, wenn man ohnehin näher zusammenrücken will!

 

 

**Warnung:**

Wenn man durch seine Erfahrung oder persönliche Geschichte mit dem Thema Kindesverlust Probleme hat, sollte man sich gut überlegen, ob man diesem Buch gewachsen ist, auch wenn es einen Weg aufwärts zeigt.