Bilder einer Ausstellung

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buecherfan.wit Avatar

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Claire und Rob sind glücklich verheiratet und erwarten ihr erstes Kind. Dann verliert Claire das Baby und gibt Rob die Schuld, weil er nicht da war, als sie ihn brauchte. Claire und Rob entfernen sich immer weiter voneinander, ihre Ehe scheint am Ende zu sein. Dann erhalten sie aus dem Nachlass von Robs in Kanada verstorbener Großmutter Elizabeth ein Bündel Briefe, die Marguerite Miller genannt Daisy im Jahr 1943 von London aus an ihre Cousine zweiten Grades nach Kanada geschickt hat. Jeden Monat besucht Daisy die National Gallery in London, wo wegen der Gefährdung durch Bomben nur ein einziges Kunstwerk ausgestellt wird. Sie beschreibt dieses Bild in ihrem monatlichen Brief an die ihr sehr nahestehende Elizabeth und berichtet über ihr Leben: ihre Verlobung mit Charles, ihre Arbeit als Sekretärin, die tägliche Gefahr durch Bombenangriffe mit den damit verbundenen Aufenthalten in Luftschutzkellern, die Rationierung von Lebensmitteln und schließlich ihre neue Liebe, den Maler Richard. So entsteht ein sehr lebendiges Bild einer schrecklichen Zeit, in der die Betrachtung der Kunstwerke Daisy und vielen anderen Kraft und Mut zum Überleben gibt. Claire liest diese Briefe und folgt Daisys Spuren, indem sie ebenfalls ein Bild pro Monat in dergleichen Reihenfolge betrachtet und ihre Deutung mit Daisys Sichtweise vergleicht. Auch sie schöpft neuen Lebensmut aus der Beschäftigung mit der Kunst und lernt in Dominic ebenfalls einen neuen Mann kennen, zu dem sie sich stark hingezogen fühlt. Sie identifiziert sich zunehmend mit Daisy, sieht die Parallelen in ihrer beider Leben und betrachtet Daisy schließlich als ihre Freundin. Ihren Mann schließt sie zunächst völlig aus dieser Phase ihres Lebens aus, bis sie sich darauf besinnt, wer und was ihr wirklich wichtig ist. In dieser Zeit hat sie Zugang zu neuen Dokumenten und kann auf diese Weise Daisys Spuren bis zum Ende folgen. Sie ist in der Lage, einen Schlussstrich zu ziehen und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.

Camilla Macpherson ist mit ihrem ersten Roman ein sehr gefühlvolles Buch über Liebe, Verlust und Trauer, den beschwerlichen Alltag in den Zeiten des Krieges und die Wirkung von Kunstwerken gelungen, die unser Leben verändern und bereichern können. Auch der Leser bekommt über die Beschreibung der Gemälde und die farbigen Reproduktionen auf den Innenseiten des Buchdeckels Zugang zu den Bildern. Die monatlich wechselnden Bilder - vierzehn an der Zahl - sind zusammen mit Daisys Briefen zugleich Strukturprinzip und liefern jeweils die Kapitelüberschrift. Von der Idee her ist das nicht schlecht, sorgt aber zugleich für eine gewisse Gleichförmigkeit und für Längen in der Darstellung. Außerdem ist in der zweiten Romanhälfte das Ende zunehmend absehbar und keineswegs überraschend. Allerdings frage ich mich nach Abschluss der Lektüre immer noch, was sich Verlag und Übersetzerin bei dem seltsamen deutschen Titel gedacht haben, der so gar nichts mit dem Original zu tun hat.