Die Unsicherheiten des Lebens

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
gs2802 Avatar

Von

 Der Ansatz des Buches, sich Kapitel für Kapitel von einem Kunstwerk zum nächsten zu hangeln hat mir grundsätzlich gut gefallen. Anfangs wurden die thematisierten Werke noch genauestens beschrieben, aber bereits nach dem dritten Kunstwerk wurde dieser Aspekt des Buches, zugunsten der zwischenmenschlichen Probleme der Protagonistin, in den Hintergrund gedrängt. Diese Tatsache finde ich etwas schade, da ich mir von der Leseprobe erwartet hätte, dass sich die Handlung hauptsächlich in der National Gallery abspielen würde.

Anfangs irritierte mich die Wendung des Romans ein wenig, speziell als klar wurde, dass Daisy einen schweren Schicksalsschlag zu überwinden hat, für dessen Ursache sie vor allem ihren Mann verantwortlich macht – ihn sozusagen als Sündenbock auserkoren hat.

Die Handlung verläuft erst konventionell, ja sogar sehr vorhersehbar, als just im Moment der ärgsten Zweifel an Rob, Daisys Ehemann, ein anderer Mann in Ihr Leben Tritt. Um so überraschender – und erfrischend wohltuender – die völlig unerwartete Wendung des Romans!

Dieser Punkt des Buches hat mich wohl am meisten beeindruckt, da ich bereits befürchtet hatte, das Buch würde als konventionelle Liebesgeschichte zu Ende gehen. Weit gefehlt. Die Autorin beschreibt mit besonderem Einfühlungsvermögen die Unsicherheiten und Gefühlsschwankungen in Daisys Leben, die sich stellenweise allzu sehr mit der in zeitlich weiter ferne sich befindenden Clair identifiziert. Mir scheint die Autorin weis nur zu genau, wovon sie schreibt.

Etwas irritiert hat mich, in Bezug auf Clair und deren Lebensgeschichte, dass etwas zu glatte Ende, welches, meines Erachtens, nicht so recht zum Rest der Erzählung passen mag. Es ist einfach nicht stimmig.

Doch zum Abschluss kurz zu einem gänzlich anderen Aspekt des Buches. Im Falle von „Am Tag und in der Nacht“ ist, wieder einmal, wunderbar ersichtlich, wie mit Originaltiteln eines Buches in Übersetzungen umgegangen wird. Der deutsche Titel des Buches ist erstklassig nichtssagend. Schade. Der Originaltitel des Buches ist nicht umsonst „Pictures at an exhibition“.

Ansonsten eine unterhaltsame Lektüre, mit erfrischenden Wendungen und viel Gefühl, die es Wert ist, gelesen zu werden.