Klug, witzig, tief traurig
„Amazonenbrüste“ hat mich überrascht, im besten Sinne. Ich dachte erst, es wäre eine Art moderner feministischer Roman über Schönheitsideale oder Körperbilder, aber dann war es so viel mehr. Es geht um Krankheit, um Verlust, um Frauenkörper und um das, was man alles mit sich herumschleppt, körperlich und seelisch. Die Ich-Erzählerin hat eine Stimme, die sofort da ist: klug, sarkastisch, verletzlich, oft schonungslos ehrlich, aber nie zynisch. Ich musste an vielen Stellen lachen, obwohl mir gleichzeitig ein Kloß im Hals saß. Diese Mischung aus Humor und Schmerz, aus Absurdität und Tiefe, trifft unglaublich gut. Besonders stark fand ich, wie das Buch mit Erwartungen spielt. Es gibt keine einfache Botschaft, kein rührseliges Happy End und gerade deshalb fühlt es sich so echt an. Die Krankheit (Brustkrebs) wird nicht dramatisch ausgeschlachtet, sondern mit einer Art lakonischer Würde erzählt, die ich selten so gelesen habe. Fünf Sterne, weil es mutig ist, anders, wichtig, und weil es mir noch Tage später im Kopf herumging. Ein Buch, das ich wirklich jedem empfehlen würde. Nicht nur Frauen. Nicht nur Kranken. Sondern allen, die irgendwann in ihrem Leben merken, dass der Körper nicht das ganze Ich ist, aber auch nicht egal.