Offen und ehrlich

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saskia02 Avatar

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In „Amazonenbrüste“ schildert Reyhan Şahin ihre Erfahrung über ihre Brustkrebsdiagnose. Vor der Biografie war mir der Name Reyhan Şahin nicht bekannt, weder als Rapperin noch als Wissenschaftlerin. Gelesen habe ich das Buch vor allem wegen des Themas Brustkrebs.

Şahin nimmt die Leserinnen mit durch die verschiedenen Stationen ihrer Erkrankung: von der ersten Unsicherheit über die Gespräche mit Ärztinnen bis hin zur Chemotherapie. Dabei beschreibt sie offen ihre Angst, die körperlichen Belastungen und die Menschen, die sie auf diesem Weg begleitet haben. Besonders beeindruckt hat mich, wie selbstverständlich sie öffentlich über ihre Diagnose spricht.

Trotzdem hat mir etwas Tiefe gefehlt. Aufgrund des Klappentextes hatte ich mir eine kritischere oder ausführlichere Betrachtung des Gesundheitssystems oder gesellschaftlicher Hintergründe erhofft. Zwar greift Şahin solche Themen gelegentlich auf, aber meist eher in kurzen Einschüben, die sich stärker auf ihre eigene Biografie als auf die eigentliche Krankheit konzentrieren. Auch ihr sehr direkter, teilweise lauter Schreibstil, mit vielen Ausrufen, englischen und türkischen Ausdrücken und Slang, wirkt zwar authentisch, war für mich aber zwischendurch etwas anstrengend.

Insgesamt bietet „Amazonenbrüste“ einen ehrlichen Einblick in eine Erfahrung, die vielen Menschen Mut machen könnte. Für mich persönlich war es jedoch leider nicht tiefgehend genug, um langfristig nachzuwirken oder mich wirklich zu fesseln.