Grauen verbreiten, ohne Gräuel zu schildern

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r.e.r. Avatar

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Schon der Prolog lässt übles erahnen. Valentinstag 1982. Ein Junge verschafft sich Zutritt zum Haus seiner Liebsten. Als er sie im Schlaf mit zwölf roten Rosen überrascht, reagiert sie keineswegs erfreut. Um sie zum Schweigen zu bringen, tötet er sie. Was hier sehr nüchtern klingt, ist der Beginn eines packenden Thrillers. Man folgt dem noch unbekannten Täter in das Zimmer von Chloe. Spürt die Wärme des schlaftrunkenen Raumes, kann die Panik des Opfers nachfühlen.

Die Leseprobe geht dann erst bei Kapitel 14 weiter. Die New Yorker Polizisten Eddie Kasper und Tom Harper brüten über einer Mordserie an jungen Frauen. Alle Anfang zwanzig und wohlhabend. Das jüngste Opfer Mary Jane macht ihnen Kopfzerbrechen. Denn eine Journalisten will einen Artikel mit Informationen veröffentlichen, die polizeitinterne Informationen enthalten. Bevor die Ermittler noch feststellen können, wo sich das Informationsleck in ihrer Abteilung befindet, geschieht schon der nächste Mord. Die junge Studentin Yessica wird in ihrer Wohnung aufgefunden. Sie wurde grausam gefoltert und, wie die anderen Opfer ebenfalls, in einer religiösen Pose zurückgelassen. Als Pfand hat der Mörder ihre Brüste abgeschnitten.

Oliver Starks "American Devil" hat alles was ein guter Thriller braucht und noch etwas mehr. Als Leser ist man dabei, wenn die arglose Yessica ihren Mörder zu sich in die Wohnung bittet. Sie vertraut dem sympathischen Mittvierziger und erkennt zu spät wenn sie sich da eingeladen hat. Die Szene bricht ab, bevor es zu der grausamen Tat kommt. Dafür wählt der Autor eine andere Version des besonderen Nervenkitzels. Als die Polizisten Yessica finden, bemerken sie auch ein Foto. Dort ist sie lächelnd zu sehen, als sie bereits gefoltert worden ist. Aber noch Hoffnung hat, vielleicht lebend davon zu kommen. Eine vergebliche Hoffnung, wie der Leser weiß. Und eine Möglichkeit Grauen zu verbreiten, ohne das Gräuel schildern zu müssen. Ein guter Trick wie ich finde.

Mir hat diese Leseprobe außerordentlich gut gefallen. Sprache und Handlung überzeugen. Einfach und gut zu lesen, aber auf ansprechendem Niveau. Lohnt sicherlich das weiterlesen.