ein tiefgründiger Agententhriller

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mrs-lucky Avatar

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Im Jahr 1992 lebt Marie Mitchell als alleinerziehende Mutter mit ihren 4-jährigen Zwillingen in Conneticut. Eines Abends dringt ein fremder Mann in ihre Wohnung ein mit der Absicht, sie zu töten, doch Marie, die seit Jahren mit einem derartigen Angriff rechnet, ist wachsam und kann den Mann überwältigen. Aus Angst um ihr Leben und das ihrer Söhne verlässt Marie Amerika und reist zu ihrer Mutter nach Martinique, um dort zur Ruhe zu kommen und sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Falls ihr doch etwas zustoßen sollte, möchte sie ihren Söhnen etwas hinterlassen und ihre Vergangenheit erklären, so dass sie beginnt in einer Art Tagebuch ihre Geschichte und die ihrer Familie zu erzählen. Indem sie sich dabei an die beiden Jungs wendet und aus der Ich-Perspektive erzählt, fühlt man sich auch als Leser direkt angesprochen von diesen Eindrücken aus den Zeiten des kalten Krieges, die so ganz anderes sind, als es der verklärte Schein vieler Agententhriller mit „weißen“ männlichen Helden suggeriert.
Im Jahr 1987 ist Marie als Frau und als Farbige gleich in doppelter Hinsicht eine Ausnahme in der Männerwelt des FBI, statt ihre Fähigkeiten einsetzen zu können muss sie sich mit Papierkram herumschlagen. Doch dann bekommt sie die Gelegenheit an einer Geheimmission in Afrika teilzunehmen, die jedoch nicht nur ihre Sicht auf den amerikanischen Geheimdienst sondern auch ihr folgendes Leben grundlegend ändert.
Der Roman ist facettenreich und politisch sowohl in Hinblick auf Maries Herkunft und Kindheit als auch in Bezug auf die Arbeit der Geheimdienste zu Zeiten des kalten Krieges. Er verklärt nicht sondern zeigt auch die Schattenseiten der politischen Einmischung der großen Mächte, in diesem Fall insbesondere am Beispiel der Geschichte Burkina Fasos, über die ich zugegebenermaßen bislang nur wenig wusste.
Mir hat es gut gefallen, wie die Autorin Maries Familiengeschichte mit den Ereignissen der Weltgeschichte verknüpft hat. Gleichzeitig legt sie sehr subtil dar, wie Menschen aufgrund ihrer Herkunft sehr vorschnell mit Vorurteilen abgestempelt werden, bei genauerem Blick die Wertung über Gut und Böse aber ganz anders ausfallen kann. Interessant sind auch Maries Erfahrungen als farbige Amerikanerin in Afrika. Auch wenn der Roman in Zeiten spielt, die schon einige Jahre zurück liegen, sind viele Aspekte auch auf die aktuelle Situation übertragbar.
Dieses Buch ist viel mehr als ein bloßer Agententhriller und aus meiner Sicht empfehlenswert, wenn man sich die Zeit nimmt, sich auf die Geschichte einzulassen.