Im Sumpf der Geheimdienste

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murksy Avatar

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Nur knapp entgeht eine Frau einem Mordanschlag. Im Laufe der Geschichte, die quasi als Brief ihren Kindern gewidmet ist, erzählt die Frau, wie es dazu kam. In der Zeit vor- und zurückspringend, wird so nach und nach der komplexe Fall einer Spionagetätigkeit aufgebaut. Man erfährt die Beweggründe der Frau, zunächst beim FBI zu arbeiten und sich dann als Agentin an einen afrikanischen Präsidenten zu heften.
Die Handlung ist kompliziert. Wer nicht genau mitliest, wird sich schwer tun, alles zu verstehen. Dies lässt sich an anderen Rezensionen gut beobachten. Wer sich darüber beschwert, bestimmte Abkürzungen nicht zu kennen, hat das Buch nur oberflächlich gelesen. Alle anderen bekommen ein Musterbeispiel davon, wie sich die Großmächte gegenseitig bekriegen und wie einzelne Personen sich in Machtspielchen suhlen. Nennt man es nun Neokolonialismus oder einfach nur kalter Krieg: die Perversion des Vorgehens ist auf allen Seiten gleich. Verrat und Lüge sind Programm, Menschen sind Schachfiguren und beliebig austauschbar. Die Hauptfigur des Romans scheint zunächst vielleicht noch aus Idealismus (und einem ganz bestimmten persönlichen Grund) zu handeln, muss dann aber erkennen, dass es kein schwarz und weiß gibt. Das Buch geht tiefer als gewöhnliche Spionageromane, ist teilweise auch die psychologische Aufarbeitung eines Familienschicksales. Wer einen mörderischen Reißer sucht oder wilde Action bevorzugt, ist hier falsch. Das Buch fordert Aufmerksamkeit und rudimentäres Interesse für Politik, sonst erscheint es vielleicht langweilig und zu schwierig. Vergleiche mit John Le Carre hinken und sind wohl eher dem Marketing geschuldet.