Wunderschön und tiefgründig - absolute Leseempfehlung!

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monika85 Avatar

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Der Ullstein Verlag hat "An den Ufern von Stellata", den Debütroman der italienischen Autorin Daniela Raimondi, der es 2020 auf Anhieb auf die italienische Bestsellerliste geschafft hatte, veröffentlicht. Das Buch fiel mir wegen seines wunderschön gezeichneten Covers sofort auf, und der Klappentext machte mich neugierig.

Der anspruchsvolle Roman erzählt die Geschichte der Familie Casadio, die in Stellata lebt, einem kleinen Ort in der Lombardei. Wir schreiben das Jahr 1800, als ein Wagenzug des fahrenden Volkes, der sich auf der Durchreise befindet, wegen starker Regenfälle gezwungen ist, über den Winter in Stellata zu bleiben. Auf dem alljährlichen Dorffest begegnen sich Giacomo Casadio und die wunderschöne Zingara Viollca mit den bunten Federn im pechschwarzen Haar und der auffallenden Kleidung. Der schwermütige Giacomo ist ein Träumer und Eigenbrötler, der hofft, mit seinen Erfindungen zu Ruhm zu gelangen. Viollca liest Giacomo aus der Hand und sieht in ihm den Mann, auf den sie immer gewartet hat. Die beiden verlieben sich ineinander und heiraten gegen den Willen von Viollcas Familie. Bald kommt ihr gemeinsamer Sohn Dollaro zur Welt.

Viollca besitzt die Gabe, mit Hilfe von Tarotkarten in die Zukunft zu sehen und vererbt ihre vorhersehende Fähigkeit an einige ihrer Nachkommen, die wie sie dunkle Augen und schwarzes Haar haben. Giacomos träumerisches Wesen setzt sich hingegen eher fort in den Nachkommen, die wie er blaue Augen haben.

Die auf 509 Seiten in wunderschönem und flüssigem Sprachstil erzählte Geschichte umfasst sieben Generationen innerhalb eines Zeitraums von etwa 200 Jahren. Wir lernen unzählige Nachkommen von Giacomo und Viollca kennen und begleiten sie auf ihren Lebenswegen, erleben ihre Höhen und Tiefen, Liebe und Glück, aber auch ihre Tragödien und ihr Leid. Daniela Raimondi hat die unterschiedlichen Figuren und ihre Emotionen, Gedanken und Träume ganz wunderbar beschrieben.

Der Autorin ist es hervorragend gelungen, das Leben der Familienmitglieder mit den jeweiligen geschichtlichen und politischen Gegebenheiten, wie Kriege und Aufstände, zu verknüpfen. Auch die mystischen Aspekte des Romans sind behutsam mit der Handlung verwoben. Die sympathischen und authentischen Charaktere sind mir richtig ans Herz gewachsen, und ich habe es immer bedauert, wenn es einen Generationswechsel mit neuen Hauptfiguren gab.

Vor dem Hintergrund der zahlreichen Personen fand ich den Familienstammbaum auf der letzten Seite äußerst hilfreich, um die Familienstruktur jederzeit nachvollziehen zu können.

Das Buch hat mir sehr viel Lesefreude bereitet, es hat mich begeistert und von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.
Von mir 5 hochverdiente Sterne und eine absolute Leseempfehlung für diesen ansoruchsvollen Familienroman, der zu meinen diesjährigen Lesehighlights gehört!