Zuhause ist ein Gefühl

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constanze_pachner Avatar

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Ein Jahreshisghlight!

"Die Geschichte der Familie Casadio ist so verschlungen wie der Lauf des Flusses Po: Alles beginnt mit Giacomo, der sich Anfang des 19. Jahrhunderts in die schöne 'zingara' Viollca verliebt. Ausgehend von dieser Verbindung entfaltet sich das Schicksal von sieben Generationen, eng verknüpft mit den großen Wendepunkten der europäischen Geschichte. Sie alle ringen um große Träume." (Klappentext)

Mit dem Öffnen dieses Romans gab mir die Autorin @raimondi_daniela eine mit italienischer Magie getränkte Watte in die Hand. Eine Watte die meine gefräßig das Gesicht verätzenden Tränen in sich aufsog, mich meinem aktuellen, ganz persönlichen Lebenszustand für gewisse Stunden vergessen ließ. Wenn Literatur dies gelingt, muss sie einfach das gewisse Etwas in sich tragen und dies in all seiner Farbenpracht auf den Leser extrahierend transportieren können.

Voll gondelnder Lebendigkeit entführt die auktoriale Erzählstimme in eine epochal komponierte Familienoper, innerhalb derer jede Figur mit hingebungsvoller Tiefe ihre ganz eigene Note erhält.
In italienischer Tradition elegant atmosphärisch gefedert, gespickt mit eloquent eingesetzten, dem jeweiligen Jahrzehnt gerecht werdenden allegorischen Mitteln, überzeugt der Sprachstil der Autorin mit einem malerisch kitschfreiem Fundament.

Der kraftvolle, Kultur erweckende sowie erzeugende Roman 'An den Ufern von Stellata' erdet sich in seiner naturverbundenen Bodenständigkeit. Unverrückbar sich der komplexen Einfachheit der Liebe innerhalb der Familienkomposition bewusst geworden, versucht das einende Element eines 'Zuhauses' dem gaukelnden Ort zu entfliehen und im Rückblick seine Kraft aus den Gefühlen zu ziehen.

"Die Toten haben viel mehr Macht als diejenigen, die auf der Erde zurückbleiben, und weit mehr Einfluss als wir selbst" (288)