Unrealistisch!!

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chaosbaerchen Avatar

Von

**INHALT**

In „An jedem neuen Morgen“  geht es Roger Rosenblatt, der seine junge Tochter völlig unerwartet verliert. Zusammen mit seiner Frau übernimmt  er deren Haushalt mit dem nun alleinstehenden Vater und drei kleinen Kindern. Roger beschreibt den Alltag mit seiner "neuen" Familie und wie das Leben nach dem tragischen Todesfall doch irgendwie weitergeht.

 

**MEINE MEINUNG**

Mir hat das Buch nicht gut gefallen, das muss ich leider offen und ehrlich zugeben.

Ich habe es als Selbstbeweihräucherung des Großvaters empfunden und mich haben die unzähligen Namen von Bekannten, Verwandten und Anteilnehmenden über kurz oder lang sehr genervt.

Natürlich ist der Mann traurig und wütend und demütig und bedrückt nach so einem Vorfall, den man einfach nicht rational fassen kann, auch wenn man es noch so sehr möchte, wobei ich denke, dass es dem Witwer da eigentlich noch schlechter gehen müsste, was vermutlich auch der Fall war, aber nur am Rande thematisiert wurde.

Es wurden Denkmäler erschaffen - mehr öffentlich als privat - es wurde von zahllosen Kondolenzschreiben und einer schon nicht mehr nachvollziehbaren Anteilnahme berichtet, Spenden für einen Fond für bedürftige Stipendiaten inbegriffen, der alles in den Schatten stellt, was ich bislang erlebt habe und vermutlich erleben werde.

Ich hatte den Eindruck, dass Trauer in dieser Familie nicht wirklich zugelassen wird. Es wurde eine Therapeutin als Fachmann eingeschaltet für die Trauerarbeit, aber im Alltag wurde sie wegdefiniert und das ist weder gut noch sinnvoll. 

Ich habe mit sechs Jahren meinen Vater verloren. Ich denke, dass ich beurteilen kann, wie eine vergleichbare Situation hier in Deutschland abläuft. Mein Vater war alles andere als ein unbeschriebenes Blatt, zumindest in seiner Stadt, und sein Tod hat weite Kreise gezogen, aber bei weitem nicht solche wie die in dem Buch beschriebenen! Wir waren auch drei Kinder und ich war die jüngste, daher hat der Tod ein größeres und bewussteres Loch gerissen als bei den Rosenblatts. Nichts war mehr so wie vorher, gar nichts. In dem Buch merkt man aber irgendwie kaum Veränderungen und ich halte das auch bei noch so guten und willigen Großeltern sowie einem Kindermädchen nicht für möglich.

Ich habe das Buch als überzogen und abgehoben empfunden und es am Ende einfach nur noch überflogen. Schade, weil der Schreibstil sprachlich wirklich gut ist und das Thema durchaus Potential hat.