Zeitgemäß und amüsant

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
scarletta Avatar

Von

Die hypersensible und etwas nerdige Avery lebt an der Ostküste der USA in New York, das Surfergirl Bett hingegen unweit des kalifornischen Strandes bei Los Angeles. Bett ist Afro-Amerikanerin und wurde von einer brasilianischen Leihmutter ausgetragen, Averys Wurzeln sind weiß und jüdisch.
Normalweise wären sich die beiden grundverschiedenen Zwölfjährigen nie über den Weg gelaufen. Doch plötzlich steht beider Welt aus demselben Grund Kopf.  Denn eine Gemeinsamkeit besitzen die Mädels: sie leben bei ihren alleinerziehenden schwulen Vätern, die sich auf einem Kongress kennengelernt und Hals über Kopf ineinander verliebt haben. Empörend: sie treffen sich heimlich seit Monaten ohne Wissen ihrer Töchter!

Beide Mädchen sind die Lieblinge ihrer Papas, eine Position, die sie nicht aufgeben möchten. Die Lage ist steigerungsfähig: Die Väter planen eine gemeinsame Abenteuertour in China auf Motorrädern und – eine Heirat. Währenddessen, so der väterliche Plan, sollen die Mädels sich auf einem wissenschaftlich ausgerichteten Feriencamp beschnuppern, damit sie nachher als Patchwork-Familie zusammenziehen können.

Das löst bei den Töchtern nicht gerade Begeisterungsstürme hervor. Entrüstet nehmen sie miteinander Mailkontakt auf und versuchen die ungewünschte Planung über den Haufen zu werfen.

Ihre zahlreichen E-Mails werden intensiver, die Mädels tauschen sich über ihr Leben, Gedanken und Probleme aus, vertrauen sich Geheimnisse an. Sogar dem Camp und der persönlichen Begegnung können sie sich nicht entziehen. Bald haben sie sich auch Spitznamen gegeben: Bett-Sternhai und Avery-Nachteule.

Während die beiden sich irgendwann ein Leben als Schwestern sehr gut vorstellen können, gerät die gemeinsame Reise der Väter zu einem Fiasko. Eigentlich ändert sich nun lediglich die Grundrichtung, aus der die beiden Zwölfjährigen einen Aufstand gegen die Herren Papa planen.

Fazit
Die beiden bekannten Autorinnen haben sich hier zu einem wunderbaren gemeinsamen Projekt zusammengeschlossen. Sie greifen den literarischen Briefroman auf und modernisieren ihn frisch und frech zu einem E-Mail-Roman. Zunächst kreuzen sich nur die Mails der beiden Mädchen Bett und Avery, später ab und an auch die von anderen Beteiligten, wie z.B. der Väter.

Sehr schnell entsteht so ein sehr plastisches Bild der beiden Protagonistinnen, die einem sogleich ans Herz wachsen. Ihre Korrespondenz ist sehr glaubwürdig von der Sprache bis zu den altersspezifischen Problemen und Fragen. Ja, als Leser ist man schnell an diesen Page-Turner gefesselt.

Es ist sehr erfrischend, wie die beiden Autorinnen sich dem Thema Homosexualität annehmen, vor dem sich andere im Bereich Jugendliteratur scheuen. Liebe kennt weder Geschlecht, Alter, Herkunft oder Hautfarbe, so die Botschaft. Die Vielfalt der Liebe und die Wichtigkeit von Familie und Freundschaft werden mit der Geschichte verwoben.

Nur ungern habe ich mich von Bett und Avery getrennt. Was für ein amüsanter, unterhaltsamer und liebenswerter Roman, nicht nur für die Altersgruppe zwischen 10 und 14 Jahre. Auch als Erwachsener hat man Spaß beim Lesen.

Absolute Leseempfehlung!