Konnte Rollenbilder nicht wegdrücken

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
marcello Avatar

Von

Das Cover von „An Optimist's Guide to Heartbreak” konnte einem schon wegen des Covers nicht entgegen. Starke und auffallende Farben, aber auch die Zusammenführung der beiden Titel dieser Dilogie haben mich sofort angesprochen, weil ich da an den klassischen Widerspruch denken musste, dass Gegensätze sich anziehen, aber gleich und gleich sich auch gerne zueinander gesellt. Daher wollte ich unbedingt mal reinlesen, um zu sehen, was die für mich unbekannte Jennifer Hartmann zu bieten hat.

Ich musste tatsächlich bei „An Optimist's Guide to Heartbreak” eher an die früheren Romane denken, die ich im New Adult-Genre gelesen habe. Ob das nun ein Kompliment oder doch eher Kritikpunkt ist, da bin ich sehr unschlüssig, denn das Buch hat mich an die guten und schlechten Seiten von damals erinnert. Das Schlechte sind wohl die Geschlechterrollen. Zwar spricht es Cal über sich an einer Stelle selbst kritisch an, aber dennoch war er einfach so eine Figur, die ich stellenweise als sehr unangenehm empfand. Seine Übergriffigkeit, seine Eifersucht, die gepaart auch Lucy oft in peinliche Bedrängung gebracht hat, und dazu seine Launenhaftigkeit, grr, es war stellenweise echt schwierig. Und das hat mich insofern auch gestört, weil die Andeutungen zu Cal aus der Kindheit ein anderes Bild zeichnen. Da mag er zwar noch nicht der hormongesteuerte Jugendliche und darüber hinaus gewesen sein, aber er wirkte da sehr offen, sehr verständig und angemessen beschützend. Auch in der Gegenwart hat er seine Momente, aber es ging oft so hin und her mit den Launen, dass die schönen und niedlichen Erlebnisse gleich wieder niedergemäht wurden.

Aber auch Lucy kann ich nicht ganz ohne Kritik lassen. Sie hat mir eindeutig besser gefallen, auch wenn ich keine Optimistin bin, aber da lässt man sich doch gerne mitreißen. Dementsprechend fad ich es schade, dass Lucy oft einfach Worte in den Mund gelegt wurden, um sie in peinliche Situationen zu bringen. Ich kenne auch genug Menschen, die erst reden und dann denken, das ist alles in Ordnung, aber es war gefühlt ständig, dass sie schlüpfrige Dinge sagte. Natürlich braucht es auch immer jemanden, der die Doppeldeutigkeit auch wahrnimmt, aber Lucys Sätze haben oft auch gar keinen Interpretationsspielraum gelassen. Ich fand sie auch in einigen Aspekten nicht konsequent gestaltet. Vieles kann ich aus ihrer Lebensgeschichte heraus verstehen, aber anderes hat dazu auch überhaupt nicht gepasst. Sinnbildlich können immer zwei Herzen in einer Brust schlagen, aber spätestens wenn sie sich dann versucht hat herauszureden, da war es mit dem Verständnis dann wieder schwierig. Dennoch muss man auch sagen, dass so Geschichten, schon im Kindesalter verknallt und als Erwachsene wieder zusammenkommend immer irgendwie funktionieren. Also auch wenn ich mich über genug Aspekte geärgert habe, so stimmte die Chemie zwischen den Figuren.

Ob nun unbedingt eine Dilogie nötig gewesen wäre, abgesehen von dem tollen Wortspiel der Titel? Wohl eher nicht. Dieser erste Band ist schon recht knapp, wenn man andere Bücher aus dem Genre liest. Dazu hätte man den Inhalt etwas stucken können und sich vor allem Cals Launen etwas reduzierter geben können, dann hätten Band 1 und 2 sicherlich gut zwischen einen Buchdeckel gepasst. Ich weiß natürlich noch nicht, wie es ausgehen wird, aber es ist bereits jetzt klar zu erahnen. Diese Geschichten kommen anderen Zielgruppen besser entgegen, die auch gerne mehrere Achterbahnrunden mitleiden, aber für mich ist das einfach etwas zu viel. Ich brauche mehr tiefgründigeres Drama, um das wirklich alles mit durchzustehen.

Fazit: „An Optimist's Guide to Heartbreak” ist keine schlechte Lektüre, keinesfalls, aber sie hat eindeutig auch genug Stellen, die für mich bedenklich sind und das liegt vor allem an der männlichen Rolle Cal. Früher habe ich solche Bücher mit solchen Figuren kritikloser gelesen. Aber ich wusste vorher nicht, was ich bekommen werde. Dementsprechend gut und schnell wegzulesen, aber es ist eindeutig ein Buch, wo jeder ganz individuell entscheiden muss, wie die Darstellung von Liebesgeschichten gewünscht ist und welches Rollenbild sich dahinter verbergen muss. Für mich war es nicht ideal.