Düster und Empowering

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danielle.merlo Avatar

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Wie der Titel vermuten lässt, ist Anatomy eine Geschichte über die Liebe und die Medizin; oder auch die Liebe zur Medizin. Das Buch handelt von der 17-jährigen Lady Hazel Sinnett, deren grösster Traum es ist, Chirurgin zu werden. Dieser bleibt ihr als Frau im Edinburgh des frühen 19ten Jahrhunderts allerdings verwehrt. Frauen werden prinzipiell nicht in Vorlesungen geduldet, weshalb Hazels einzige Möglichkeit darin besteht, sich allein auf die königliche Ärzteprüfung vorzubereiten. Dabei beweist sie bewundernswerte Willensstärke und unermüdlichen Ehrgeiz.

Diese Eigenschaften, gepaart mit ihrer Fürsorglichkeit und ihrem Mut machen sie zu einer faszinierenden Protagonistin, mit der ich von der ersten Seite an mitgefiebert habe. Der flüssige und äusserst bildhafte Schreibstil hat den Rest getan und eine wundervoll düstere Atmosphäre geschaffen. Es war unglaublich leicht, sich in der Geschichte zu verlieren und ich habe die Reise in die engen Gassen, Friedhöfe und das chirurgische Theater Edinburghs sehr genossen.

Trotz einer tatsächlichen Liebesgeschichte wurde Hazels Leidenschaft für die Medizin nie in den Hintergrund gerückt. So gab es immer wieder spannende Szenen von Sektionen und Operationen, die ich sehr gerne gelesen habe. Mein einziger Kritikpunkt knüpft allerdings genau an diese Teile an: Es gab einige Aspekte, die nicht in den historischen Kontext passen und wo die Geschichte bereits in den Fantasy-/Sci-Fi-Bereich übergehen. Dies wäre für mich nicht nötig gewesen, denn Spannung gab es auch ohne reichlich.

Dennoch bin ich zutiefst angetan von der Geschichte. Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen und in vollen Zügen genossen. Diese Geschichte über Emanzipation und die Stärke von Frauen kann ich wärmstens weiterempfehlen und ich bin nur allzu gespannt auf Teil zwei.