Historischer Liebesroman (?) mit Thrillerelementen

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maulwurf123 Avatar

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Die Neuerscheinung „Anatomy – Eine Liebesgeschichte“ von Autorin Dana Schwartz macht bereits durch sein interessant gestaltetes Cover auf sich aufmerksam. Die sitzende rothaarige Frau, deren blutrotes Kleid ein Herz darstellen soll, stellt optisch einen wahren Blickfang dar. Das ca. 384 Seiten umfassende Buch ist am 7. Dezember beim Loewe-Verlag erschienen.

Die Handlung selbst spielt im Edinburgh des Jahres 1817 und dreht sich um Protagonistin Lady Hazel Sinnett. Die junge Dame möchte unbedingt Chirurgin werden – was für sie als Frau jedoch unmöglich ist. Bis der Dozent Dr. Beecham sich auf einen Deal einlässt: Wenn sie die medizinische Prüfung ohne Unterricht besteht, darf sie bei ihm studieren. Zum Glück trifft Hazel auf den Auferstehungsmann Jack Currer. Dieser gräbt Leichen aus und verkauft sie zu Lehrzwecken weiter. Jack hilft Hazel nicht nur beim Lernen, sondern weckt auch ganz ungeahnte Gefühle ihn ihr. Als sie an den Toten immer mehr Besonderheiten entdecken, finden sich die Beiden plötzlich in einem Netz aus Geheimnissen und Intrigen wieder…

Autorin Dana Schwartz hat mit „Anatomy“ einen absolut fesselnden und rasanten Roman erschaffen. Gekonnt vermischt sie die Elemente Liebe, Feminismus, Medizin, Historik und Thriller miteinander. Der Schreibstil ist ungemein leicht und flüssig zu lesen. Die Zielgruppe von jungen Erwachsenen wird hier definitiv eine tolle Leseunterhaltung finden.

Von Beginn an schreibt Dana Schwartz sehr bildgewaltig. Das Leben im Edinburgh des Jahres 1817 wird authentisch geschildert. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist stark vorherrschend. Die gesellschaftlichen Konventionen schränken die wissbegierige Protagonistin stark ein. Als Frau hat sie es in der dominierenden Männerwelt nicht leicht und hat sich unterzuordnen. Die gesellschaftlichen Unterschiede und vor allem die damalige Medizin erklärt Dana Schwartz anhand guter Recherchen.

Der Spannungsbogen zieht sich konsequent durch die gesamte Handlung. Dabei ist der Untertitel „Eine Liebesgeschichte“ eher irreführend. Auch wenn einige romantische Szenen vorhanden sind, ist eine solche Bezeichnung nicht gerechtfertigt. Genretechnisch kann der Roman eher einem historischen Krimi zugeordnet werden. Wichtig sind hierbei aber die Mysteryelemente, welche gerade gegen Ende der Geschichte aufkommen, zu erwähnen. Diese haben für mich die Leseunterhaltung eher etwas abgeschwächt. So kam mir der Roman zunächst als gut recherchierte historischer Krimi daher; als jedoch ‚der Stein der Weisen‘ und reale Unsterblichkeit als Themen aufgegriffen wurden, war dieser erste Eindruck dahin. Schade. Daher ‚nur‘ 4 Sterne.